Von Bischof Hartbert bis Bischof Wido.
30. Hiltibald.
Dieser Bischof war im Kloster St. Gallen herangebildet wor-
den *) und trat gemäß seiner hervorragenden Eigenschaften und Tugenden
würdig in die Fußstapfen seines hochverdienten Vorgängers. Wie
wir gesehen, soll er schon zu dessen Lebzeiten die Divzese verwaltet
haben. Seine Bischofsweihe empfing Hiltibald vom hl. Ulrich, Bi-
schof von Augsburg, welcher ebenfalls in St. Gallen erzogen wor-
den war und viel im dortigen Kloster verkehrte. Ekkehard IV. er
zählt in seinen „Casus S. Galli“ *) folgendes:
Die Mönche von St. Gallen waren bei Kaiser Otto 1. verklagt
worden, daß sie das Gelübde der Armut nicht einhalten. Jeder be-
sorge für sich den eigenen Unterhalt, und das gemeinsame Leben sei
wenigstens teilweise aufgegeben. Der Kaiser ließ durch 8 Bischöfe
und 8 Aebte eine Visitation vornehmen. Unter diesen Bischöfen be-
fand sich auch Hiltibald von Chur. Die Visitatoren entschieden sich
zu Gunsten des Konventes von St. Gallen. Ins3besondere war es
Hiltibald, der in seiner Ansprache an den ebenfalls gegenwärtigen
Sohn des Kaisers, Otto U., die Mönche in Schuß nahm. Die An-
klage sei nicht berechtigt, nichts finde sich im Kloster vor, was nicht
des Lobes wert sei. Allerdings haben einige Mönche Einzelgut in
Händen, allein dies geschehe mit Erlaubnis des Abtes und beruhe
auf alter Gewohnheit. Die Kräftigeren ernähren sich nämlich durch
Handarbeit, die Schwächeren aber durch. Geschenke ihrer Freunde
und Verwandten. So erfordere es die Armut des Klosters. Wollte
man diese Gewohnheit abschaffen, so müßte das Stift aufhören. Da-
von sei er, der in diesem Kloster erzogen und auch jpäter viel mit
demselben verkehrt habe, überzeugt. Er selbst habe die Vandarbeit
immer hochgeschätt und übe sie noch jeht als Bischos, da er gerade
als solcher durch strenge Lebensweise, durch Werke der Demut und
Buße voranleuchten müsse.
Die Armut des Klosters, in welchem viele Mönche edlen, und
jelbst gräflichen Geschlechtes sich befanden, erregte das Mitleid der
Visitatoren. Dieselben beschenkten daher das Stift mit 40 Pfund
Silber und erwirkten von Otto Ul. ebenfalls eine Vergabung von
60 Pfunden.
1) Er gehörte auch zur Konfraternität von St. Gallen. Goldast,
Script. Rer. Alem. Il, p. 145.
2) M. G. Seript. Il, pag. 127.
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