Von Bischof Gerbrath bis Bischof Hartbert. 'D
mußte über die Bedrückungen, unter denen jeine Kirche litt. Man
wird faum irregehen, wenn man annimmt, daß die bezüglichen Ge-
walttätigkeiten von den Grafen und Derzogen ausgegangen waren.
Noch schlimmer wird es gestanden haben, als unter der Regierung Ludwig
9063 Kinde3 der Willkür der Großen freier Spielraum gelajsen war.
Großen Schaden erlitt die Kirche von Chur auch durch die
Einfälle der Ungarn. Diese waren eigentlich eine tatarische Na-
tion, die von einer andern vertrieben, hinter dem schwarzen Meere
hervorbrach und sich an der Donau niederließ. Sie waren kleine
Männer, hatten tiefliegende Augen und ein gräßliches Aussehen.
Im Kriege ließen sie sich nach Art der Tataren in fein Yandgemenge
ein, sondern umschwebten auf ihren leichten Pferden ihre schwerbe-
waffneten Gegner und sehten ihnen mit Pfeilschießen zu. Da König
Heinrich 1. ihrer Menge nicht widerstehen konnte, verteilten sie sich
in kleine Scharen, durchzogen, oft nur hunderte beijammen, ganz
Deutschland, brannten, plünderten und mordeten allenthalben. Im
Jahre 925 besezten und beraubten sie die Abtei St. Gallen. Auch
Rätien blieb von ihnen nicht verschont, sie überschritten wiederholt
die Alpen und verwüsteten unsere Gegenden. *)
Noch schlimmer hausten die Sarazenen, welche nicht lange
nachher ebenfalls unser Land heimsuchten. Veranlassung dazu bot
folgendes: Berengar, Markgraf von Ivrea, gewarnt vor den Nach-
stellungen Hugos, Königs von Italien, verließ die Heimat und schlug
ven Weg zu Herzog Hermann nach Rätien und Schwaben ein. Seine
Gemahlin Willa, wanderte über den Bernhardin und durch die rauhen
rätischen Täler, dem Hinterrhein entlang, bis sie nach Chur und
Schwaben gelangte, wo sie ihren Gemahl traf, der den Weg über
ven St. Bernhard durch Burgund eingeschlagen hatte. Herzog Der-
mann empfing die Flüchtigen mit derjenigen Teilnahme, welche dem
Unglücke gebührt und säumte nicht, den Markgrafen Berengar dem
Könige Otto vorzustellen, der ihn ehrenvoll empfing und reichlich
beschenkte. Als König Dugo Berengars Flucht vernahm, sandte er
Boten an den deutschen König und versprach ihm reiche Geschenfe
an Gold und Silber, wenn er Berengar keinen Beistand leiste. ZU-
gleich suchte er sich gegen einen Einfall des Gegners zu decken. Er
versprach nämlich den Sarazenen, welche er aus Frassineto ver-
trieben hatte und auf dem Berge Moro eingeschloßen hielt, Leben
und Freiheit, wenn sie die aus Schwaben nach Italien führenden
Alpenpässe besezten und Berengar den Durchzug verwehrten. Diese
1) I. v. Arx, Gesch. v. St. Gallen. 1, S. 212 ff. Eichhorn, p-. 47.
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