Volltext: Die Gründung des Fürstenthums Liechtenstein

erblichen Reichsfürstenstand mit dem Beifügen bestätigt hatte, daß 
diese Würde für den Fall, als Carl ohne männliche Erben sterben 
sollte, auf seine vorgenannten beiden Brüder überzugehen habe, 
belehnte ihn überdies mit dem schlesischen Herzogthum Jägerndorf, 
worüber der Lehensbrief am 13. Mai 1623 ausgefertigt wurde; 
unter dem gleichen Datum erhielt der Fürst auch einen zweiten 
Lehensbrief über Troppau, dessen Besitnahme verschiedene Schwierig- 
keiten im Gefolge gehabt hatte. 
Schon vor der Schlacht am weißen Berge (8. November 1620) 
berief Kaiser Ferdinand .1. den Fürsten Carl als Civilkommissär 
auf den Kriegsschauplaß und übertrug ihm später, 1622, das Amt 
eines kaiserlichen Statthalters in Böhmen mit ausgedehnten 
Vollmachten ; hiedureh war Carl vor eine unter den damaligen 
Verhältnissen überaus schwierige Aufgabe gestellt, der er sich 
bis an sein Lebensende, 1627, mit außerordentlichem Geschi>e 
unterzog. 
Den ererbten bedeutenden Besißstand, der durch eine glück- 
liche Heirath mit Anna, einer ver beiden reichen Erbtöchter des 
Johann Schembera von Boscovik auf Butschoviß, des leßten 
männlichen Sprossen eines altberühmten mährischen Geschlechtes, 
erheblich vermehrt wurde, vergrößerte er durch viele Ankäufe, zu 
denen er durch weise Sparsamkeit in den Stand geseßt wurde; 
hieran reihten sich namhafte Schenkungen, mit welchen Kaiser 
Ferdinand Il. Carls Verdienste um Dynastie und Staat dankbar 
anerkannte. 
Der dem Fürsten Carl von Liechtenstein verliehene Reichs- 
fürstenstand wurde von Kaiser Ferdinand 11. mittelst besonderer 
Diplome vom 12. September 1623 auf Carls Brüder Maximilian 2 
und Gundacker und auf deren sämmtliche Nacßkommen männlichen 
und weiblichen Geschlechtes ausgedehnt. 
Der zweite vorgenannte Sohn Hartmanns '"., Maximi- 
lian I., welcher sich bei vielen Kriegsbegebenheiten besonders aus- 
zeichnete und auch bedeutenden Antheil an der Schlacht am weißen 
Berge nahm, war mit Katharina, der zweiten Erbtochter des bereits 
erwähnten Johann Schembera von Boscovitß vermählt. Er stiftete 
1633 die fürstliche Familiengruft zu Wranau in Mähren und starb 
1643 als faiserlicher Feldmarschall, ohne Kinder zu hinterlassen, 
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