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in vieler Hinsicht beachtenswerten Geschichtswerke über Liechten-
stein !) die Regierungszeit des Fürsten Johann, wie wir bereits
oben angedeutet haben, ganz unzutreffend und teilweise
gar nicht im Einklangemit maßgebenden Urkunden
Franz Josef Kind im Jahrb. des hist. Vereins f. d. Fürstt. L. (V., Vaduz 1905)
hören, s<wärmerij< veranlagt; er wurde, wie auch einem im liechtenst.
Regierungs8archive befindlichen Akte (Nr. 241/po1. Jahrg. 1819) zu ent-
nehmen ist, in dem er als „etwas überspannt“ geschildert wird, wegen
politischer Umtriebe von einem auswärtigen Staate verfolgt und hatte
seither, da ihm der Boden Österreichs und Deutschlands verschlossen
blieb, das Feld seiner Wirksamkeit ausschließlich in der Schweiz. Kind,
der ihn im übrigen sehr wohlwollend behandelt und sich mehr bei
seinen Vorzügen als bei seinen Fehlern aufhält, ihn auch gegen die
Churer bischöfliche Kurie in Schuß nimmt, bei der dieser Mann wegen
seiner radikalen Richtung kein großes Vertrauen genoß, bezeichnet ihn
als „etwas republitkanisc< angehaucht, was sich auch
in der Geschichte des Fürstentums durchbli>en läßt“;
im Jahre 1856 wurde Kaiser Schweizer Bürger. Seine ausge-
spro<hene Vorliebe für rein demokratische Einrichtungen hätte ihn
an einer objektiven Betrachtung der die Fürsten aus dem Hause
Liechtenstein betreffenden Geschichtsperiode nicht zu hindern ge=-
braucht; leider verstand er es nicht, sich unter allen Umständen über
vorgefaßte Meinungen zu erheben; so hat er insbesondere die Regie-
rungsperiode des Fürsten Johann nicht aus ihrer Zeit heraus, sondern
nach einseitigen Parteigrundsägen und überdies ohne genügende
Kenntnis des maßgebenden Quellenmaterials beurteilt;
diese Periode war überhaupt wenige Jahre nach des Fürsten Tod noch
nicht reif für eine objektive historisc<e Betrachtung. =- Es scheint,
daß Kaiser selbst die von ihm so trüb geschilderten Zustände Liechten-
steins bald nac< der Veröffentlichung seines Werkes in besserem
Lichte gesehen hat, denn in seinem, in der erwähnten Biographie
nadhzulesenden, vom 25. November 1848 datierten Schreiben, mit
welchem er sein Liechtensteiner Mandat zum Frankfurter Parlamente
niederlegt, erklärt er seinen Landsleuten: „Betrachte ich unsere Lage,
unsere Verhältnisse genau, so finde ich, daß sie keine8wegs so
schlimm sind, als man selbe glauben macht.“ -- Man könnte
diesen Ausspruch ganz gut der Darstellung Kaisers über die Geschichts-
periode der Fürsten aus dem Hause Liechtenstein als Motto voranseßen.
1) Das Werk Kaisers wurde bei seinem Erscheinen behördlich kon-
fiSziert, aber die Konfiskation wurde aufgehoben, „da es. den wahrhaft
Aufgeklärten ohnehin nicht entgehen kann, wie einseitig die Verhältnisse
und die Geschichte des Fürstentums dargestellt sind.“ Weiter wurde be-
merkt: „Zum Gebrauch der Schulen kann aber dieses seichte Produkt
nicht gestattet werden.“ (Erlaß der fstl. Hofkanzlei vom 15. Jänner
1848 Nr. 605, LR. A.)
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