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gü statt siu, d. i. sie, und bezieht sich auf das vorangehende
füt, d. i. liute, welches sonst im plur. die liute und nur nach
falscher Analogie diw liute bildet, vgl. Nibel. 113, 2. die liute
und ouch diw lant. — In der Nürnberger Urkunde von 1347
Nr. XWX heisst es schon alle die pfant, die statt des ältern :
alliw die pfant, diu oder welhiw ete.
10. Der Hauchlaut %, welcher sich um die Zeit, in der diese
Urkunden ausgestellt wurden, durch das vortretende c verstärkte,
wird noch häufig in reiner mittelhochdeutscher Form gefunden,
z. B. Albreht in XXI vom J. 1354, gelihe, maht, nah, noh,
reht, geriht, biriht (XXIX), sik in XXXI, wofür später Albrecht,
geliche, macht, näch, noch, recht. gericht, berichtigt, braht für ge-
bracht in LIV. In K. Karl’s IV. Urkunde ddo. Nürnberg 1347
Nr. XXX lautet es schon, noch, auch, darnach; am Ende jedoch
lieset man nehsten, richtiger naehsten aus näch.
11. Die Partikeln da, dar, war wie auch das Fürwort der,
die ete. sind noch hin und wieder, besonders in den ältern
dieser Urkunden von ihren Wörterchen getrennt, doch auch
schon mit denselben verbunden, z. B. da bey XXXUII, S. 86,
und daby in LII, S. 159, vom J. 1417, hi bi XXXIV, S. 96,
dar auz (dar üz) und dar zu, XXXII S,81; dar nach, dar vber,
dar vmb, da vor, war an, besonders in Nr. XXIX und XXX;
nicht zu übersehen ist die Trennung in der XVX. Urkunde vom
J. 1347 da si ir brief vber habent, d. i. darüber sie ihren
Brief haben. So liest man auch in XXXII die selben. und dü
selb vesti.
12. Die alte Sprache bediente sich bei den Hauptwörtern,
die nicht eigene Namen waren — und auch häufig bei diesen
der kleinen Anfangsbuchstaben. In diesen Urkunden‘ finden
sich schon öfters grosse Anfangsbuchstaben, deren Gebrauch
später wuchernd zunahm, z. B. in der Urkunde XL vom J. 1379
Lüt, Ledig, Insigel, Geben, Siebentzig, Nünden; dann neben
den kleinen, z. B. in N-, XLI Rich vnd arm; in dem Hindern
vnd in dem vordern teil nämlich des Bregenzerwaldes; mit
Lant, mit Lüten, mit Zinsen, mit stüren, mit diensten, mit
Reisen vnd mit allen sachen etc.; dagegen sind in derselben
eigene Namen mit kleinen Anfangsbuchstaben geschrieben, als:
Graf Heinrich von werdenberg von Santgans, und Graf Hart-
an
“ir