und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit.
Gefolge, sah den waffenkundigen Willibald Pirkheimer mit seinen Scharen diese Strasse wider die reichs-
feindlichen Eidgenossen im Jahre 1499 nach der Finstermünz ziehen. Durch Landeck ritt zu Anfang des
Winters 1414 Papst Johann XXIII, vom Herzog Friedrich als Generalcapitän der Kirche begleitet, auf
seinem Zelter dem Arlberg zu gen Konstanz, über den ein Jahrzehent vorher der ungebändigte Strom der
freiheittaumelnden Appenzeller ins Innthal herabfluthete. Weiter rollte ich das Blatt früherer Jahrhunderte
auf, und es zeigte mir die bojoarischen Ansiedler in den weidereichen Alpen und ihren einfachen Haus-
halt, zeigte mir die hohen Gestalten der Alemannen beutelüsternen Blickes den Weg nach dem milden,
reichen Süden suchen, von denen Bruchstücke das Pitz- und Ötzthal, Passeir, Ulten, Sarnthal und
Deutschnofen bevölkerten. Dagegen hatte der Süden etliche Jahrhunderte früher seine Cohorten und Legio-
nen geschickt, die erobernd durch diese Alpenpässe den Weg bahnten und die schöne Colonie auf dem
Flachlande Vindeliciens — Augusta Vindelicorum — gründeten. Dass die Römer in und bei Landeck, beson-
ders im Weiler Perjenn längere Zeit gewaltet haben, bezeugen daselbst gefundene Silber- und Kupfer-
münzen von Nero, Vespasian und Diocletian ete., dann Hausgeräthe und Waffen und mehrere Idole, die
jetzt meisten Theils das Ferdinandeum zu Innsbruck verwahrt.
Zu Landeck besuchte ich wie gewöhnlich auf meinen Alpenwanderungen die Kirche und den Seelsor-
ger des Ortes, um bei diesem die alten Pfarrbücher einzusehen. Der alte Name dieses Dorfes, das unter
dem Schutze des Schlosses durch seine glückliche Lage bald emporblühte, lautete Angedair *) und
hatte ein Kirchlein „zu Unserer lieben Frau im Walde,” eine viel besuchte Wallfahrt. Die dermalige
Curatkirche, die, obgleich mit drei Priestern versehen, heut zu Tag noch eine Filiale von der Pfarre Zams
ist, wurde vorzüglich durch die Gutthätigkeit des edlen Ritters Oswald von Schrofenstein, der am
3. Jänner 1497 starb und in derselben seinen Grabstein hat, gebaut, und imJ. 1506 vollendet. — Aus dem
dortigen Kirchenurbar vom Jahre 1609 zeichnete ich mir die Notiz auf: Anno 151% stiftete Anton Frei-
herr von Yffan laut des Stiftbriefes vom Mittwochen vor Unser Frauen Geburtstag (6. September 1514)
im Landecker Gotteshause einen ewigen Jahrtag mit einem gesungenen Lob- und Seelenamt, und einer
Messe auf den ersten, zweiten oderdritten nach St. Margarethen Tag abzuhalten, und überliess dem Gottes-
haus einige Grundzinse zu Zams zum Eigenthume, die aber nach und nach mit Geld abgelöst wurden.
Ich fand in diesem Anton Freiherrn von Yffan einen Bekannten aus Freidall’s (d. i. Freud’ Allen
oder K. Max’s I.) Turnierbuche in der k. k. Ambraser-Sammlung. Er heisst in demselben „Her Anthoni
„Lyfon’’ d. i. 1’ Jvano, und erscheint fünf Mal im Turniere zu Pferd, mit dem Kaiser, und ein Mal im
Fusskampfe. Ferner fand ich nach Fugger’s Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich 1667, S. 1077,
den Antony von Yffon bei der prachtvollen Leichenfeier des K. Friedrich II. zu Wien bei St. Stephan
am 7. December 1493. Er ging wegen der Landgrafschaft Ober-Elsass mit dem Panner. Sein Wappen
ist daselbst, S. 1088, zu sehen. Er war einer der tirolischen Hauptleute im Engadeiner Kriege 1499 7).
Seinen Namen trägt er vom Castell Ivan o in der südtirolischen Valsugana. — Auffallend ist es mir, dass
weder Montebello %) noch Beda Weber in seinem Lande Tirol, Band II, 552, welche die Geschichte
der Herrschaft Ivano, deren sich Herzog Friedrich in Tirol im Jahre 1412 bemächtigt hat, und des gleich-
namigen Dynastengeschlechtes in klarem Abrisse erzählen, mit keiner Sylbe der Gebrüder Johann und
Anton erwähnen, von denen wir urkundliche Belege beibringen werden, Im Jahre 1487 brachen die Vene-
tianer in dieses Thal ein, nahmen das Castell und verwalteten das Gericht durch bestellte Richter und
Hauptleute. Nach dem Frieden sandte der Erzherzog Sigmund Leopold Herrn von Trautmannsdorf als
Hauptmann dahin und K. Maximilian verpfändete im Jahre 1496 das Castell sammt. dem Gerichte an
Michael von Wolkenstein-Rodeneck, das seine Nachkommen bis 1632 besassen.
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1) Der Name Angedair, den Beda Weber I. 790 in „Enge des Was sers” verdeutscht, ist sicherlich ein Überbleibsel aus, früher Zeit. In der
letzten Sylbe scheint mir das romanische aua, eua zu stecken, vgl. Das seir bei Grins, Eyrs oder alt Eures, bei Schlanders, Passair oder Passeir.
j Der Engadeiner Krieg im J. 1499. Von Prof. Alhert Jäger. Innsbruck 1838, S. 107 u. 153.
\ Notizie storiche, topografiche, e religiose della Valsugana e di Primiero racecolte da Gius. Andrea Montebello. In Roveredo 1793
pag. 224—230.,
Denkschriften der philos.-histor. Cl. IV. Bd.