und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit.
vogt im Rheinthal fielen, die Knechte aber vor dem anrückenden Landsturme in panischem Schrecken in
die Schiffe stürzten und über den See flohen; von Konstanz auf das Schwaderloch, wo man in
Schlachtordnung gestellt, das grosse Geschütz — ohne zu treffen — aufeinander feuerte, bis das könig-
liche Heer sich Abends nach .der Stadt zurückzog; von Basel her gen Dornach, wo bekanntlich am
22. Juli der sorglose Graf Heinrich von Fürstenberg mit 3000 Mann sein Grab fand.
Zwei Fürsten, K. Ludwig XII. von Frankreich und Ludovico Maria Sforza, il Moro genannt, Herzog zu
Mailand, suchten den Frieden zu vermitteln, Beider Gesandte, der Erzbischof von Sens und Galeazzo
Visconti, kamen in die Schweiz; Die ersten Zusammenkünfte in Zürich am 23. und 29. Juli waren
erfolglos. Der römische König verwarf die eigennützige Einmischung Frankreichs, das diese Unterhand-
Jung, die es nicht weiter öffentlich verhindern durfte, gern in die Länge gezogen sah, um seine Plane auf
die Lombardie um so leichter auszuführen; Sforza hingegen wünschte das Friedensgeschäft beschleunigt,
um sich deutscher Hilfe zu erfreuen. Beide suchten Schweizersöldner zu gewinnen, der Herzog zur
Abwehr, der König zum Angriff auf Mailand, auf das er von seiner Grossmutter Valentine Visconti her
Ansprüche machte. Es ward ein Waffenstillstand von acht Tagen geschlossen und derselbe weiter verlän-
gert. Von Schaffhausen, wo die Eidgenossen am 6. August vier unannehmbare Präliminar-Artikel vorlegten,
wurde die Zusammenkunft nach Basel verabredet. Hier begannen am 25. August die Unterhandlungen.
Die meiste Schwierigkeit machten die Rückstellung des Geraubten und die Bezahlung der in den Augen-
blicken der Noth den Eidgenossen zugesagten, noch ausständigen Brandschatzungen, bis endlich Visconti
nach den angestrengtesten Bemühungen die beiden Parteien dadurch vereinigte, dass er die Brandschat-
zungssummen von 10.000 Gulden für den Walgau, Bregenzerwald und Thornbüren auf sich nahm, in
Monatsfrist zu bezahlen versprach und seinen Herrn dafür zum Bürgen machte, der aber inzwischen sein
Land verlor (Jäger, S. 157) '). So war denn am 22. September der so nothwendige Friede
geschlossen *).
Die uns näher berührenden Hauptpunete der Friedens-Urkunde *) sind: a@) die sechs Gerichte im
Prätigau , die Erzherzog Sigmund vom Grafen Gaudenz von Matsch 1475 gekauft, und die dem Hause
Österreich vormals geschworen hatten, huldigen wieder wie vorher und schwören zu K. Maximilian, auch die
zwei andern Gerichte Castels und Schiers, so noch nicht geschworen, sollen Seiner Majestät schwören, wie sie
vorher dem Grafen gethan haben; doch soll der König ihnen wegen dieses Aufruhrs keine Ungnade oder Strafe
auflegen, sondern sie gnädiglich, wie sie vordem an Österreich kaufsweise gekommen sind, halten und bei dem
Bunde, den sie mit den Bündnern vormals gehabt haben, verbleiben lassen. 6) Die Späne zwischen dem
Bischof Heinrich, dem Domcapitel zu Chur und den Stiftsleuten einerseits, und der Grafschaft "Tirol
andererseits, wie auch die Späne des Engadins halber sollen‘ dem Bischof Friedrich (von Zollern) zu
Augsburg zur unparteiischen Entscheidung übertragen werden; seinem Ausspruche haben sich beide Theile
unweigerlich zu fügen. c) Alle gegenseitigen Handlungen des Kriegs, Raub, Brand und Todschlag sind
hin und ab; Niemand wird darüber zur Rede gestellt. Schmähworte werden bei hohen Pönen an Leib und Gut
gestraft. d) Alle in diesem Kriege eroberten Schlösser, Städte, Landschaften und Obrigkeiten werden sammt
allen Rechten und Pflichten gegenseitig herausgegeben und zurückgestellt; alles Geschehene an ihnen
wird vergessen. e) Alle Brandschatzungen und alles Schatzgeld der Gefangenen, die noch nicht bezahlt
sind. sollen hin und ab sein. und diese beiderseitig auf Urfehde ohne Entgeltniss *) ledig gezählt, d. i. in
Pa
1) Das französische Heer, bei dem 5000 Schweizer waren, rückte Anfangs August in Italien ein, und eroberte in 20 Tagen das Herzog-
thum Mailand, das der Herzog am 2. September 1499 verliess und nach Innsbruck zum K. Maximilian floh, der sich daselbst am 16. März
149% mit dessen Nichte Blanca Maria vermählt hatte.
') Nach Feldkirch kamen am 26. von K. Maximilian Briefe, worauf Abends nach dem Ave-Maria der Friede ausgerufen wurde. Zwei Tage
später, am St. Michaels-Abend, betrat der erste Schweizer, Hanns Rueff mit Namen, wieder die Stadt. (Prugger. S. 55.)
'\ Abgedruckt bei Zellweger Nr. DCXV bei Albert Jäger, Urkunden Nr, XXI, S. 218,
“) Statt „ohne Entgeltniss,”. wie es bei Zellweger heisst, ist bei Jäger S. 223 „auf bescheiden Atzgeld” zu lesen. wornach die
Gefangenen einen mässigen Betrag für ihre Verpflegung zu zahlen hatten-