Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
Diese übernachteten am 19. April in Vaduz und Schan. In genauer Kenntniss von der Stellung ihres
Feindes theilten sie ihre Macht von etwa 10.000 Mann in zwei Haufen, deren einer in aller Frühe des
20. Aprils die Letzi ') von vorn angreifen, die sich an den Berg anlehnenden Verschanzungen umgehen
und im Rücken nehmen, und der andere vom Gebirge herab überfallen sollte. |
Heinrich Wolleb ?) aus Uri, von’einem bezahlten Bauer, Ulrich Mariss aus Schan, geführt stieg
mit etwa 2000 Mann rechts hinauf über Planken durch die Alpen Gaffadura und Saroia und überraschte
von der Voralpe Amerlügen, von wo man die ganze Stellung des Feindes übersah, dessen linke sicherge-
wähnte Flanke. Die Kaiserlichen, von vorn, in der Seite und im Rücken zugleich gefasst, vermochten
trotz des tapferen Widerstandes des stählenen Haufens und der Walgauischen Landesschützen den Unge-
stüm der Eidgenossen auf die Länge nicht auszuhalten. Als diese durch vereintes Wirken die Letzi
genommen hatten, drangen sie auf das Hauptheer, das in zwei Schlachthaufen, der eine zu Fuss, der andere
zu Ross mit dem Geschütz auf den Hügeln gegen Frastanz hin aufgestellt war, siegesmuthig ein.
Nach W olleb’s sachkundigem Befehl warteten die Seinigen, bis die feindlichen Schützen ihre Schüsse
abgefeuert hatten, um unter seiner Anführung einzudringen. Wenn gleich durch einen Schuss am Halse
verwundet, unterlief er mit einem der Seinigen die feindlichen Spiesse, die sie mit ihren Hellebarden
emporhoben. und machte dadurch das mörderische Eindringen seiner Eidgenossen möglich. Beide starben
den Heldentod Winkelrieds fürs Vaterland. Ulrich Freiherr von Sax übernahm nun das Commando. Auch
Hauptmann Nenn war einer der Ersten der Gefallenen. An 3000 Mann erlagen theils den Spiessen und
Morgensternen, theils auf ihrer Flucht über den reissenden Fluss, da der rettende Steg gen Gävis all die
wirren Haufen nicht aufnehmen konnte. Die Feldkircher sahen mit Jammer die Leichen auf der Ill daher-
schwimmen, deren etliche hundert im Reichenfeld, der Stadt gegenüber, und unter Tosters auf den Sand
ausgeworfen wurden. Zu ihrem Seelentrost wurden zu Tisis und Tosters um 1448 zu Ehren des h. Wolf-
gang Capellen gebaut und alljährlich heilige Messen gelesen 3). DieSieger, die drei Tage auf der Wahlstatt
verblieben, eroberten nach Zellweger, II, 272, fünf Fahnen, zwei Zelte, zehn grosse Büchsen, fünfhundert
Hakenbüchsen, eine grosse Menge Harnische, lange Spiesse und Hellebarden. Ihre Streifzügler lasen Kühe,
Ochsen und Pferde im Walgau zusammen. All genommenes und erobertes Gut ward gen Werdenberg geführt
und der Walgau um 8000 Gulden gebrandschatzt, wie auch zur Sicherung der Bezahlung acht Geisseln
mitgenommen. Der Eidgenossen Absicht — Feldkirch mit dem Walgau und die viel umstrittene Feste
Gutenberg der Gewalt des Königs zu entwinden — blieb durch diesen blutigen Tag bei Frastanz
unerfüllt.
Das unbezwungene Feldkirch harrte trotz aller Bedrängnisse mit unverbrüchlicher Treue aus. Die
Hauptleute in Vorarlberg baten am 22. April die Tiroler dringendst, sie mit Volk zu unterstützen. „Ihr
möget daher hoch zu Herzen nehmen” schrieben sie aus Feldkirch „was königlicher Majestät Land und
Leuten an Schloss und Stadt Feldkirch gelegen sei. damit wir, in solch grosser Noth als die Belagerten,
1) Verschanztes Lager.
“) Wolleb hat schon im burgundischen Kriege für sein Vaterland gekämpft, den französschen Zug nach Neapel 1494 mitgemacht und 3000
Eidgenossen im J. 1495 zur Abhaltung des Einfalles der Spanier nach Perpignan geführt.
Prugg er’s Veldkircher Chronik. Veldkirch 1685, S. 55. — Nach Weizenegger-Merkle II, 234, steht an der Strasse nach Frastanz
eine Capelle, unter deren Vordach ein Schlachtschwert und eine Hellebarde aufbewahrt werden. Noch in unsern Tagen wird am dritten
Tage der Bittwoche bei der Einsegnung der Felder ein Gebet für die Gefallenen verrichtet. — 46 Walser wurden in dieser Schlacht
erschlagen, aus der Pfarre Sonntag allein 23, für die daselbst ein ewiger Jahrtag gehalten wird. Aus dem dortigen alten Urbar copirte
ich im Jahre 1845: Do man zeit vo Xsti Gipurt M.CCCC vnd 1xxxxv1n Jar uf einem samstag zuvor (Jubilate) geschach die schlacht ze
Frastentz vnd wurden erschlagen vnd ertrenckt in der yll uss diser pfarr xxili man. bittend got für sy. geschriben durch Her Pet-
jern vo ymenstat pfarrer ze der Zeit zu sontag, quorum aniversarium est secunda feria paste (sic). Darunter von späterer Hand: Kt
UNud anniversarium debet peragi feria 3. Pasche. cum tribus Missis in sempiternum. Et est proecessio ex parochia Thamüls et Regal
(Raggäl). — Die Namen der erschlagenen Walser wurden noch vor etwa fünfzig Jahren in der Kirche verlesen und ihre Namen in
meinen Untersuchungen über die freien Walser in den Wiener Jahrbüchern Bd. CVII, Anzeigebl. S. 6 mitgetheilt. Am Ende dieser Namen
sind theils einzuschieben , theils zu berichtigen: — — Peter Burger, Caspar Burger, Marte Thoma, Volrich Thoma. Thoma Türtscher, Henri
zu der Iutz. Peter vni Bün. lüti studer. Hans sparr-