Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
Gut, auch Land und Leut behalten möchten !). Sie schwuren mit dem Beding , in diesem Krieg weder
gegen die vor- und innert des Arlbergs, noch sonst gegen der königlichen Majestät Unterthanen zu ziehen,
sondern still zu sitzen. Die um Verzeihung Bittenden führen weiter zu ihren Gunsten an, dass sie in den
vier Wochen, während welcher sie bei den Eidgenossen gewesen *), den Feldkirchern Fleisch, Käse,
Salz und Schmalz nach ihrer Nothdurft, auch ihr Vieh und Korn, so sie im Lande gehabt, haben zuführen
lassen, dass sie nirgends Jemanden an Leib oder Gut geschädigt, sondern sich ganz freundlich verhalten
haben. Auch ihre Säumer seien über den Arlberg gezogen, haben Käse und Schmalz hinüber, wie auch
jenseits Sr. königlichen Majestät Lieferung geführt und das tirolische Salz nach Feldkirch in die Stadt
gebracht, damit es nicht den Eidgenossen zukäme, auch haben sie diesen weder Salz noch irgend etwas
eines Pfennings Werthes zugehen lassen. Ferner haben sie, als das königliche Kriegsvolk am Arlberg
gelegen, demselben aus dem Walgau 500 Knechte zuziehen lassen, ferner den Regenten und Hauptleuten
in Landeck, desgleichen denen von Feldkirch weder Post noch Boten aufgehoben, sondern sie für und für
Tag und Nacht hin und her gehen lassen, woraus Se. Majestät ersehen, wie gut Schweizer sie gewesen
sind und wie sie ihren Eid gehalten haben. Dies können ihr Vogt, Franz Schaunk, der sich in diesem
Kriege redlich und männlieh gehalten, und Sr. Majestät Hubmeister zu Feldkirch und Andere, so auch
die Hauptleute aus dem Innthale bezeugen. Doch seien sie bald wieder’durch königliche und tirolische
Hilfe, wie auch durch ihres Vogtes, der Amtleute und Herren zu Feldkirch Zuthun an Österreich
gekommen.
Wir wollen hier von dem Inhalte dieser Abbitte an K. Maximilian ein wenig abspringen und darlegen,
warum die schwer heimgesuchten Walgauer von den Regenten (der Statthalterei) zu Innsbruck allzu
späten Beistand erhielten. Wenn auch der tirolische Feldhauptmann Ulrich von Habsberg, ein wenig
befähigter Officier aus den Vorlanden, den Befehl hatte, die bedrängten Walgauer mit ‚allem entbehrlichen
Kriegsvolke zu unterstützen , SO war bei der Ungunst der Jahreszeit, wie so eben erwähnt wurde, ein Zu-
zug über den hohen, unwegsamen Arlberg nicht möglich. Zudem hatte das dahin bestimmte Volk mit
grossem Unwillen den winterlichen Zug unternommen; denn es war ohne Löhnung, zumal der Commissär
Eichhorn den Auftrag hatte, für dasselbe, das am 23. Februar am Fusse des Arlberges lag, Geld aufzu-
treiben ?), zu welcher Zeit sich der Walgau schon an den Sieger ergeben haben mochte. Am 27. Februar
erliessen die Regenten aus Innsbruck an den Landeshauptmann Leonhard von Völs *) den Befehl, die
Pässe über den Arlberg und aus dem Engadin gegen die Graubündner wohl zu sichern, indem diese wegen
der von den Tirolern verübten Verwüstungen im Münsterthale nach deren etwaigem Eindringen Repressa-
lien nehmen würden. Am 13. März gedachten die Hauptleute eine Diversion über den Arlberg und von
dort aus vereint mit den Schwaben aus Feldkirch, das demnach — wie auch Bregenz — von den
Eidgenossen unbezwungen geblieben war, einen Einfall in den Walgau und nach Bünden zu unternehmen.
Als zu diesem Ende Hanns Freiherr von Wolkenstein schon mit 700 Mann auserlesener Bergknappen
aus Schwaz durch das obere Innthal heraufzog, vereitelte das unwillige, meuterische Kriegsvolk zu Glurns
das ganze Unternehmen; kein Mann wollte sich über den Arlberg führen lassen (Jäger, S. 100). Die
112
i) Angeblich am 18. Februar. S. „der Schwabenkrieg” in v. Mohr’s Archiv für die Geschichte der Republik Graubünden. Chur 1852, S. 159
des VII. Heftes, das mir bei der Drucklegung dieser Abhandlung zugekommen ist.
\ Demnach waren die Walgauer etwa bis zum 20. März den Eidgenossen unterworfen; in der Schlacht bei Frastanz am 20. April. stehen
sie bei ihren Gegnern,
| Ich folge hier den Angaben des Herrn Prof. Albert Jäger in seiner urkundlichen trefflichen Schrift: Der En gedeiner Krieg im J. 1499,
Im 4, Bändchen der neuen Zeitschrift des Ferdinandeums. Innsbruck 1838, Ss. 87 £.
Leonhard I. v. Völs, erst Salzmaier zu Hall, war die hervorragendste Persönlichkeit unter seinen tirolischen Zeitgenossen, und als neu-
erwählter Landeshauptmann neben dem Fürstbischofe von Brixen, Melchior v. Meckau (aus Meissen), der umsichtsvollste und thätigste
Mann des Landes. Nach der unglücklichen Schlacht auf der Malserheide (22. Mai) leitete er die Anordnungen und Unternehmungen , und
verfasste als Landes- und Feldhauptmann die interessante Feldordnung vom 27. Juli 1499. Er starb 1530 und ruht bei den
Dominikanern zu Botzen. — Sein Neffe Leonhard MN. Freiherr v. Völs, K. Ferdinand’s Obersthofmeister und oberster Feldhauptmann in
Ungarn ete., starb am 10. Nov. 1545 in Wien und hat sein Denkmal in der Kirche zu St, Stephan.