Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

‚und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
Vater Gerold und fanden ihn. Sie entschlossen sich der Welt zu entsagen und bei ihm zu verbleiben. 
Bald vermochte er sie nach Einsiedeln in das Kloster des heil. Benediet zu gehen, in welches sie 97% ein- 
traten. Im Vorgefühl des nahenden Todes nahm der gottselige Greis seine Tasche voll Erde und pilgerte 
nach Einsiedeln und legte sie als Zeichen der Vergabung auf den Altar in der Capelle der Mutter des 
Herrn. Nun kehrte er in sein Bethaus im Hochthale, das heute noch St. Gerold heisst, zurück, und 
beschloss am 19. April 978 sein frommes Leben daselbst, wo er auch ruht. Sein Sterbetag wird zu 
St. Gerold und Maria-Einsiedeln festlich begangen. Cuno ward Dekan und Ulrich Custos in Einsiedeln. 
Beide starben im Rufe der Seligkeit und ruhen neben ihrem Vater. 
Dieser Graf Otto von Jagdberg soll ein Graf von Montfort gewesen sein *). Sicherlich war er 
nicht aus dem Geschlechte der Grafen von der Fahne. Spätere Unwissenheit hat ihn dazu gemacht, indem 
zur Zeit des heil. Gerold in diesem Gaue noch kein Montfort gebot. Ich halte diesen Otto für einen Sohn 
des Herzogs Liutolf von Schwaben (+ 6.. September 957), somit für einen Enkel K. Otto’s I. aus dessen 
erster Ehe mit Etgid (+ 947), Tochter K. Eduard’s von England. Wie Herzog Hermann von Schwaben 
oder richtiger von Alemannien (+ 948) ausser seiner Herzogswürde noch besondere Gaugrafenämter 
bekleidete und namentlich den Churwalhengau inne hatte ”), so war auch dessen Enkel (durch Ita, 
H. Liutolf’s Gemahlin (vgl. S. 70, Anm. 2), unser Otto erst Comes Rhaetiae, dann vom Jahre 973 Herzog 
von Alemannien, wurde 976 auch Herzog in Baiern und starb zu Lucca in Italien am 31. October oder 1. No- 
vember 982. In Neugart’s Cod. diplom. Alemann. I. Nr. DCCLXXI heisst es in einer Urkunde für das von 
den Ottonen reichlich bedachte Gotteshaus Einsiedeln ddo. 15. Jänner 979 — in comitatu Ottonis 
duecis (Alamannorum) Rhetia; dann Nr. DCCLXXIV vom 29, Jänner 980 — praedia in ducatu Otto- 
nis ducis, et in pago Cu rouualahonsita, d. h. im Walhen- oder Walgau, zu dem Jagdberg und 
St. Gerold gehören. Durch neunthalb Jahrhunderte bis zum Reichsdeputations-Hauptschlusse ddo. Regens- 
burg 25, Februar 1803 gehörte St. Gerold dem Stifte Einsiedeln und kam am genannten Tage, zugleich 
mit der Stift Weingarten’schen Reichsherrschaft Blumenegg zur Entschädigung an Nassau-Ora- 
nien, dann ddo. Lindau 23. Juni 1804 durch Kauf an Österreich, endlich in Folge des Pressburger 
Friedens am 26. December 1805 an Baiern und durch den Pariser Frieden 1814 wieder an Österreich. * 
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Unvergesslich bleibt mir die Wanderung nach St. Gerold im Sommer 1837. Gross war die Freude 
des Wiedersehens alter Freunde, schön die erhabene Natur, wolkenleer der blaue Himmel, offen die Seele 
zur Andacht, denn es war Sonntag (20. August) und das grösste Fest im Gebirg — das Cap ellenfest 
zu St. Gerold — versammelt das Volk von nah und fern in seiner schmucken, bänderreichen Tracht mit 
seinen Seelenhirten. In allem herrschte fromme, heiligende Feier, aber den überraschendsten Hochgenuss 
boten mir zwei sehr einfache Altarblätter von unbekannter Hand: auf dem zur Linken (vom Chore 
aus) reicht die Mutter das heil. Kind der Vermittelung und Versöhnung zur knienden Mensch- 
heit (einer Frauensperson) hinab, auf dem zur Rechten hebt der Nährvater Joseph dasselbe Kind zum 
himmlischen Vater empor! Nur drei Figuren, und welch reicher Gedanke! 
Unvergesslich bleibt mir das Capellenfest und das die Gottheit und Menschheit versöh- 
nende heilige Kind zu St. Gerold! 
XI. 
Der vordere Walgau. Vinomna, Rautena und Tuberis, 
Die reizende Landschaft, die von Rankweil — südlich vom rebenreichen Ardetzen-Berg und der 
Ill. nördlich von den Obst- und Rebenhalden von Weiler, Claus und Neuburg begrenzt — gleich einem 
1) Vgl. Joh, Georg Schlehen von Rottweil sogenannte Emser-Chronik. 1616, S. 58. Prugger’s Feldkircher Chronik. 1685, S. 131 und 
ihnen nachschreibend Weizenegger-Merkle in: Vorarlberg. 1839. Bd. II. 61. 
2) Dr. Stälin’s Wirtembergische Geschichte 1841. Bd. I, 443 und 445,
	        

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