Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 85 
ein Majestäts- Verbrechen begangen, wesswegen seine walgauischen Güter — es sind Schnüfis, Schlins, 
Nüziders und Cise, d. i. das Oberdorf von Bludesch — durch das Schöppengericht confiscirt und zu 
königlichem Kammergute erklärt wurden. Da zugleich Adam das Leben verwirkt hatte, suchte er zu Ende 
des Jahres 948 im Kloster Einsiedeln seine letzte Zuflucht. Der Reuerfüllte gelobte den Rest seines 
Lebens, wenn es ihm geschenkt würde, daselbst als Ordensbruder zu beschliessen. K. Otto schenkte aus 
Ehrfurcht für das Gotteshaus ihm die Todesstrafe und liess ihm ddo. Frankfurt am 1. Jänner 949 die ein- 
gezogenen Güter zurückerstatten *). Nach dieser Begnadigung nahmen ihn die Brüder in ihre Mitte auf. 
Er behielt seine Güter bis an seinen Tod, nach dem sie kraft einer andern Verfügung dem Kloster als 
Eigenthum  zufielen. Nach Eberhard’s am 22, August 958 erfolgten Hinscheiden wurde nun kraft des 
erhaltenen freien Wahlrechtes Dietland, angeblich ein Sohn Burkhard’s, Herzogs von Alemannien, 
gewählt (S. 71). Man rühmt seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Er hatte eine leider verloren gegan- 
gene Auslegung der Briefe des heil. Paulus geschrieben. Kaiser Otto schenkte am 6. Jänner 959 seinem 
Gotteshause Güter zu Eschenz im Thurgaue, desgleichen auch die Herzogin Regelinde im Zürichgau. 
Altersschwach resignirte Dietland auf seine Würde und starb bald darauf am 28, Mai 964. 
Die Brüder wählten nach Dietland’s Entsagung der abtlichen Würde Gregor, einen Sohn k. 
Eduard’s I. von England, leiblichen Bruder des Königs Adelstan und der Edgidis, K. Otto’s 1. erster 
Gemahlin, somit dessen Schwager”). Gregor verliess nach der Sage seine Braut und Ältern, pilgerte nach 
Rom und von da von der weitverbreiteten Kunde der wundervollen Engelweihe °), die am Kreuzerhö- 
hungsfeste (1%. September) 948 geschehen war, begeistert nach Einsiedeln, nahm daselbst das Gewand 
des heil. Benedietus und ward wegen seiner geistlichen Tugenden und geistigen Eigenschaften Abt, 
Unter diesem Abt war Einsiedeln ein Musterkloster, aus dem der heil. Wolfgang als Glaubensbote 
nach unserer Ostmark zog und als Bischof von Regensburg starb *). Gregor’s Kloster erfreute sich der 
hohen Gunst seines Schwagers K. Otto, der mit seiner zweiten Gemahlin Adelheid dasselbe besuchte. 
‘) Otto Magnus Rex, — pro remedio Etgidis Reginae conjugis nostrae defunctae (+ 26. Jan. 946) ete. Quasdam res proprietatis nostrae, 
judieio Seabinorum, pro euiusdam uiri commissu Adam nomine, nostrae Regalitati jure fiscatas, seilicet Senouium, Sline, Meilo 
(Mels prope oppidum Sargans), Nezudera et Cise in valle Drusiana eidem Adam jam conuerso in Meginrates Cella, tempus vitae 
suae concessimus. Cf. Tschudis Gallia comata. Costanz 1767, S. 311, wo er irrig den 24. statt 1. Jänner setzt. Vgl. Morel’'s 
Regesten Nr. 3, und besonders den schweizerischen Geschichtsfreund. Einsiedeln 1843. I, S. 10%. 
Der Geschichtsfreund, Mittheilungen des histor. Vereines der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Einsiedeln 1843. Bd. I 
105 und 117. 
Als der h. Konrad, Bischof zu Konstanz, im Beisein des h. Ulrich, Bischofs von Augsburg, und vieler Edeln Alemanniens am Kreuzerhö- 
hungstage 948 die neue Kirche sammt der erweiterten Capelle der h. Mutter einweihen wollte, wurde diese in der Mitternacht vor der 
Feier vom Heilande, von Heiligen umgeben und unter dem Gesange der Engel, feierlich eingeweiht und dann die Einweihung von Seite des 
Bischofs unterlassen. Er weihete nun das grosse Münster, das sie umschliesst, zu Ehren des h. Mauritius und der thebaischen Legion 
Leo VIII. im J. 964 und später eilf andere Päpste erklärten die Capelle als von oben (divinitus) eingeweiht. Noch heut’ zu Tage wird 
das Fest der Engelweihe der Muttergottes-Capelle zu Einsiedeln am 1%, September aufs Feierlichste begangen, 
Wolfgang, ein Sohn des Grafen von Pfullingen und der Gräfin Gertrud von Veringen, ward in der berühmten Schule zu Reichenau 
erzogen und erhielt seine weitere Ausbildung in Würzburg und Trier. Voll glühenden Verlangens in ein Kloster zu treten, ging er um 965 
nach dem durch seine strenge Klosterzucht berühmten Einsiedeln. Unter seiner Leitung erblühte daselbst ein gelehrtes Seminarium, Vom 
h. Ulrich, Bischof zu Augsburg, erhielt er die Priesterweihe und war Dekan bis zum J. 970, in welchem er als Verkünder des Evange- 
liums zu den Heiden in unserer Ostmark zog. Auf dieser Glaubensfahrt lernte ihn Piligrin, Bischof von Passau, ein sanggefeierter Stern 
seiner Zeit, kennen. Bald gewann dieser eine solche Verehrung für den gelehrten und eifrigen Missionär und erwartete von dessen Wirk- 
samkeit einen so grossen Nutzen, dass er gemeinsam mit dem h, Ulrich den K. Otto im J. 972 vermochte, unsern Wolfgang auf den 
Bischofsstuhl von Regensburg zu befördern. 
Regensburg war damals nicht allein die Hauptstadt ünd die Residenz der Herzoge von Baiern, sondern häufig das Hoflager der Kaiser, 
an dem die wichtigsten Reichsgesehäfte verhandelt wurden. Dort weilten oft die beiden Kaiserinnen Adelheid (+ 999) und Theophano (} 991), 
dort wohnte die Herzogin Judith, die verwitwete Grossmutter K, Heinrich’s IL, oder des Heiligen, dessen Erziehung ihm übertragen wurde, 
Im Jahre b79 führte er Colonen nach Steinakirchen an der Erlaf und erbaute gegen die Streifzüge der Magyaren, die in Melk noch ihren 
Sitz hatten, die Veste Wieselburg zur Bedeckung und zum Schutze dieser seiner Colonie. Auch nach Böhmen erstreckte sich seine Wirk- 
samkeit. Öfters soll er auf dem nach ihm benannten St. Wolfgangsberge bei Chudenitz, wo ihm zu Ehren die Grafen von Czernin 
eine einste’berühmte Wallfahrtskirche bauten, den zum Theile noch heidnischen Bewohnern dieser Wildniss das Evangelium gepredigt und
	        

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