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Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
Abdruck S,. 68, Nr. 46, aus der Originalurkunde im bischöflichen Archive zu Chur; nicht so genau ist
der Abdruck in Baron von Hormayr’s sämmtlichen Werken Bd. II. Urkundenbuch Nr. VI. — Nach dieser
Urkunde lag die Kirche zu Nenzing in Valle Drusiana, nicht aber Uinomna oder Rankweil (vgl. S. 83).
Vergabungen an das Gotteshaus Einsiedeln.
Um die reichen Vergabungen der Ottonen an das Kloster Einsiedeln im Herzogthume Alemannien
und insbesondere in unserem Walgau, in dem es die nachherige Propstei St. Gerold von 978 bis 1802
besass, in helleres Licht zu setzen. muss ich dessen Urgeschichte , die der drei ersten Ähte und deren
verwandschaftliche Stellung zu dem Kaiserhause in Kürze darlegen *).
Meginrad oder Meinrad, ein Sohn Berchtold’s, Grafen von Hohenzollern, der in der: berühmten
Klosterschule zu Reichenau die sorgfältigste Erziehung genossen hatte, weihte sich um 831 dem beschau-
liehen Leben inmitten der dichten Waldungen des Ezelberges. Hildegard, eine Tochter Ludwigs des
Frommen und Äbtissinn des Frauenmünsters zu Zürich, besuchte öfter den frommen Einsiedler, sorgte für
ihn und liess ihm eine Zelle sammt Kirchlein bauen, in dessen Altar sie das Bild der h. Jungfrau Maria
stellte. Der Wahn, als hätte Meinrad von den Leuten die ihm zuströmten, Schätze gesammelt, verleitete
zwei Bösewichter ihn zu ermorden und zu berauben, und so ward er am 21. Jänner 863 erschlagen.
Die St. Meinrads-Zelle war nun verlassen und öde, und nur bisweilen von andächtigen Wallern
besucht, um des Seligen Wohnstätte und das Bild der Gnadenmutter zu ehren.
Vierzig Jahre später entsagte der Strassburger Domherr Benno der Welt, betrat um 906 diese ehr-
würdige Wildniss und beschloss aus dem zerfallenden Kirchlein und der Zelle ein Klösterlein zu bauen.
Er erhielt hiezu den Boden von dem Grafen des Gaues zum Geschenk, und fand reiche Wohlthäter. Der
Ruf seines heiligen Wandels führte ihn im J. 925 auf den Bischofsstuhl zu Metz, er kehrte aber nach
zwei Jahren, in‚einem wilden Aufruhr geblendet, wieder in seine zarte Pflanzung zurück und ward Vater
und Lehrer der frommen Einsiedler,
Nun kam im J. 934, um hier Gott zu suchen und ihm zu dienen, der Domdekan von Strassburg Eber-
hard, Benno’s Verwandter.
Dieser Eberhard, nach den Einsiedeln’schen Chroniken aus dem Geschlechte der Grafen von Franken,
Hessen und der Wetterau, wie auch Blutsverwandter des Herzogs Hermann von Alemannien (von 926,
+10. December 948) brachte sein ganzes beträchtliches Vermögen, legte den Grundstein zum neuen Kloster
nach einem grossen Massstabe und galt mit vollem Rechte als Vater und Erbauer des Benedietiner-Stiftes
„Unser lieben Frauen zu Einsiedeln” und nach des seligen Benno’s Tode (+ 3. August 940) als dessen
erster Abt. Er wusste durch seine Thatkraft und seinen Einfluss dem aufblühenden Gotteshause Schirm,
Freiheiten, Güter und Einkommen zu verschaffen. So erhielt er auf Bitten des Herzogs Hermann vom
K. Otto I. ddo. Frankfurt am 27. Oetober 946 das Recht der freien Abtswahl ”), und-am 24, Jänner 948
auf die vereinten Bitten desselben Herzogs und seines Schwiegersohnes Liutolf, ältesten Sohnes K.
Otto’s aus erster Ehe, eine Besitzung in H. Hermann’s Comitate Rhätien zu Grabs (bei Werdenberg),
sammt Kirche, Zehnten und Zugehör *).
Später erhielt das Stift Einsiedeln durch K. Otto’s I. Gnade einen nicht geringen Zuwachs an Gütern in
unserem vorarlbergischen Walgau. Es hatte Adam, ein Edler des Walgaus gegen König Otto den Grossen
1) Nach P. Joseph Tschudi’s Einsiedlischer Chronik. Einsiedeln 1823, und P. Justus Landolt’s Ursprung und erste Gestaltung des Stiftes
Maria Einsiedeln. Ebendaselbst, 1845.
?) Neugart Cod. diplom. Aleman. Tom. I, Nr. DCCXXVI; und P, Gallus Morel’s Regesten der Benedictiner-Abtei Einsiedeln. Chur. 1848. Nr. 1.
3) Ita oder Ida, des H. Hermann’s einziges Kind und Erbin, verehelichte sich 947 mit Liutolf und starb um 983, Vgl. S, 70,
*) Neugart Cod. dipl. Nr. DCCXXXI ; von Mohr Cod. dipl. Nr. 45,