Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
et Chor zes‘) et quidquidad haee perlinere videtur — — in pago venust a, comitatu Pertholdi””). — 
Im Jahre 937 folgte durch K. Otto I. Berthold seines Bruders Sohne Eberhard, der nur auf kurze Zeit 
die Herzogswürde von Baiern an sich gerissen hatte, in derselben, besiegte ruhmvoll die Magyaren auf 
die Welserheide und starb kinderlos in den ersten Tagen des Jahres 948. 
Meines Wissens ist dieser Berthold der erste Graf, der, statt von Alemannien aus Baiern her, in 
diese beide verbundenen Gaue, die sich im Südosten an den Kernstock der churrhätischen Hochalpen anleh- 
nen, gesetzt wurde. In diese Zeit fällt der Beginn der allmählichen Bojoarisirung des im Vinschgau 
damals noch mächtig überwiegenden romanischen Volkselementes, das mit einem Beisatze von Alemanni- 
schem verquickt war. Dieser bojoarische Gaugraf aus dem Hause Scheyern ist wohl ins Auge zu fassen 
und tirolische Forscher, wie der kenntnissreiche und fleissige Kink, mögen festzustellen versuchen, aus 
welchem Volksstamme — alemannischem oder bojoarischem — und aus welchem Geschlechte die in den beiden 
nächsten Jahrhunderten folgenden Grafen im Vinschgau gewesen. Wenn auch der Hauptsitz der Grafen von 
Vinschgau, wenigstens im XII. Jahrhunderte, auf dem Schlosse Tirol, das altem rhätischen Boden ange- 
hört, gewesen ist, so müssen darum die Grafen von Tirol nicht urrhätischen Ursprungs sein *). 
Nach Berthold’s Tode lesen wir in Churrhätien in einer Urkunde K. Otto’s I., ddo. Worms am 
9. Februar 949, für das Kloster Pfävers: „in pago Retia uwocato in comitatu Udalrieci comitis,” bei 
v. Mohr Nr. 47 und Eichhorn Cod, probat. Nr. XVII, pag. 47, wo dieser in der Anmerkung sagt: „videtur 
esse comes de Lenzburg, Rhaetiae praefectus, Adalriei filius *) advocatus Schoenensis, defunetus 
anno 970.” Nach Baron von Hormayr ist dieser Ulrich noch derselbe Ulrich, der im Jahre 917 Gaugraf 
im Thurgau gewesen. Eher war er Ulrich Graf von Bregenz. der im Jahre 955 gegen die Ungern auf 
dem Lechfelde fiel. 
In der Urkunde K. Otto’s I., ddo. Fritslar vom 16. Jänner 958, in welcher derselbe dem Bischof zu 
Chur unter anderm auch das Münzrecht verleiht, heisst es bei v. Mohr, Nr. 53 (richtiger als bei Eichhorn 
Nr. XXID) „in recia curien si in comitatu Adalberti comitis.” In dem Diplome ddo. Mainz 16. Mai 
960, in welchem vom Kaiser dem Kloster Disentis unter anderm auch ein Hof zu Ems (ob Chur) 
geschenkt wird, lautet es nach Mohr, Nr. 55 : „Zn prouincia Raetiae Curiensis in comitatu Adelberti 
comäitis in villa Amade ss ecurtem etc. donauimus.” Hormayr S. 173 setzt irrig die Jahrzahl 940, lässt diesen 
Adalbert, den Begnadigten, des Grafen Ulrich Sohn sein und deutet Amades auf Matsch im Vinschgau! 
In einer Urkunde für Einsiedeln, ddo. Reichenau 23. Jänner 965 (Neugart Nr. DCCLVI), heisst es von Schän 
bei Vaduz: „curtis in comitatu Adelberti Rhaetia vocato, Scana dicta;” dann im Mai 965: „in 
pago Curiorum (sic) in comitatu Adelberti comitis.” In dieser Urkunde wird der Graf vom Thurgau Burk- 
hard genannt, den ich kaum für den Herzog Burkhard II. (954 — 973) halten kann, da man gewiss auch, 
wie bei Hermann [I., (Liutolf und Otto L., (vgl. S. 71) den höhern Titel beigefügt hätte. Ja noch in einer für 
Disentis am 4. Juli 976 (Nr. 66 bei v. Mohr) ausgestellten Bestätigungs-Urkunde lesen wir: „Insuper 
curtem in pago Raetiae in comitatu Adalberti comitis in loco Ame de s (dasselbe Ems) reddidimus.” Wir 
finden somit vom Jänner 958 bis zum Juli 976 Adalbert als Grafen von Churrhätien. Baron v. Hormayr 
Bd. I, Stammtaf. VI, lässt ihn von Hunfried I. abstammen, und macht ihn durch seinen Sohn Otho, von 
dem wir bald reden wollen. zum Grossvater Adalbert’s oder Albert’s. des ersten Grafen von Tirol. Dürfte 
na 
4 +) 
1) Der h. Corbinian, der Stifter des Bisthums Freising um 720, bewog den bojoarischeg Herzog Grimoald einige Güter in Cainia (Kuens 
bei Meran) und in Chorzes (Kortsch bei Schlanders) zu Gunsten jener Kirche anzukaufen, 
°) Cf. Meichelbeck hist. Frising, I, 163—165; Buchner Docum. II, pag. 10, Nr. 25. 
“\ Wenn von den Grafen Rhätiens die Rede ist, so muss man meines Erachtens von dieser Zeit an streng unterscheiden, um welchen Theil 
des Landes es sich handelt, ob man Rhätien in seiner ganzen Ausdehnung nimmt, nämlich so weit der churische Sprengel an der Etsch 
herab bis an die Passer (bis 1808) reichte, oder im engern Sinne, Rhätien um Chur, das’ im Quellen- und Stromgebiete des jungen 
Rheins gelegene, das sich in die Grafschaft unter dem Flusse Lanquart — zu der auch das vorarlbergische Oberland gehörte — und 
ob der Lanquart theilte. 
‘) Bei v. Mohr Nr. 47, Anmerk., irrig ein Sohn Adalbert’s genannt. 
Denkschriften der philos.-histor. Cl. IV. Bd. 
10
	        

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