Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
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A. Rechtshin über den Rhein‘) nach Ar bon. — Von hier führte sie: a) weiter westlich nach ad Fines 
(Pfyn an der Thur), Vindonissa und nach Gallien; b) nach der Peutingerischen Tafel lief auch eine Strasse 
von M. P. ) XLII nach Chur. Nach des Herrn Ferdinand Keller, Präsidenten der antiquarischen Ge- 
sellschaft zu Zürich, dankenswerther Mittheilung führte diese Strasse über Rheineck (ad Renum), Altstätten, 
Sennwald, Sax, Grabs, Buchs und Sargans über Ragaz, setzte ohne allen Zweifel in der Gegend von 
Malans auf’s rechte Rheinufer über, und vereinigte sich mit der von Brigantium auf der rechten Seite des 
Stromes herkommenden Strasse. Die Stelle, wo die Strasse über den Rhein setzte, ist nicht leicht auszu- 
mitteln, da das Terrain auf keinen zum Übergang besonders günstigen Ort hinweiset, und bei der zuneh- 
menden Versandung des Thalbodens jede Spur alter Brücken längst verschwunden ist. Von mehreren der 
genannten Ortschaften erhält zuweilen die Züricher antiquarische Gesellschaft römische Münzen und Geräth- 
schaften. Dieser Weg am linken Rheinufer musste zeitweise bei den Überschwemmungen des Flusses unbe- 
quem und unbrauchbar gewesen sein. So konnte man sich z. B. bei hohem Wasserstande in der Gegend von 
Trübbach unweit Sargans nicht anders helfen, als an dem Berg, dessen Fuss der Rhein bespült, hinaufzu- 
steigen. Daher der Name des Berges Schollberg, ehemals Scala-B erg, d. i. Leiterberg. Dieser Bergpfad 
wird jetzt noch begangen. Eine andere Strasseneinengung findet sich eine Viertelstunde südlich von Ragaz. 
War diese Stellenicht gangbar, so mussten die nach Italien Reisenden neben dem Kloster Pfävers vorbei ihren 
Weg über Vaduren (Via dura) der wilden Tamina entlang und die Kunkelshöhe nach Reichenau nehmen. 
Bei Sargans theilte sich der Strassenzug, indem der kürzere Verkehrsweg nach Vindonissa und 
Augusta Rauracorum (statt über Arbor felix und ad Fines) nach dem Wallenstadtersee *), nach der 
Zollstätte Statio Turicensis gen Aquae (Baden) und Vindonissa führte. Dass die umsichtigen und prak- 
tischen Römer in der wilden Gegend des Sees sich gewiss nicht weglos, gleichsam wie in einer Sack- 
gasse verlaufen haben, bezeugen ihre Lager diesseits und jenseits dieses Walhensee’s. Südöstlich an dem- 
selben finden wir noch Primsch oder Prömsch bei Flums, Següns*) Terzen und Quarten, nörd- 
lich am See Quinten, die mit unverkennbarer Klarheit die erste, zweite, dritte, vierte und fünfte Vor- 
wache des Lagers (prima , secunda, tertia etc. sc. castra) anzeigen. Über oder unter dem See war 
das andere Lager, von dem die kleine Landschaft annoch Gaster, in Urkunden Castries, heisst. Dieses 
Gaster gehörte zu Rhätien, daher auch in späterer Zeit das Frauenkloster Schännis in’s Bisthum Chur, 
Von neuem theilte sich dieser Seitenweg bei Kempraten unweit Rapperswil am Zürichersee. Ein Sträss- 
chen, längs welchem römische Ruinen von Wohngebäuden und Festungen (eine ziemlich gut erhaltene 
bei Irgenhausen °) am Pfäffikersee) zu sehen sind, lief von Kempraten nach Rüti, Dürnten, Pfäffikon, 
Fehraltorf ete. nach Vitodurum. Eine Strasse, die von Pfyn durch’s Toggenburg nach dem Rheinthal 
geführt hätte, konnte es nach der Beschaffenheit der Gegend wohl nicht geben, wie aus dem gänzlichen 
Mangel römischer Ansiedelungen längs dem obern Laufe der Thur erhellet. Fusswege, die von der Vito- 
durum - Arbor felix Strasse südwärts nach dem Rheinthal abliefen, mochten wohl vorhanden sein, wie 
man denn zwischen Bischofszell. St. Gallen. Altstätten ete. römische Münzen gefunden hat. aber an eine 
') Die Tabula Peutingeriana setzt die Station von Arbon nach Brigantium auf M. P. X und „ad Renum’’ auf M. P. VIII, zusammen auf XIX M. P. 
— Bregenz, dessen Lage unzweifelhaft festgestellt ist, steht auf dieser Tabula an der unrechten Stelle am linken Rheinufer; die Station 
„ad Renum” war bei der heutigen’ Stadt Rheineck. Entweder waren auf dieser militärischen Karte die topographischen Angaben von Anfang ohne 
alle, oder nur von weniger Bedeutung, oder sie wurden durch die Abschreiber so vernachlässigt und willkürlich verändert, dass auch nicht ein 
See oder Fluss ganz an dem Ort sich befindet, wo er hingehört. So liegt in dem auf uns gekommenen Exemplare z. B. Gennava eine halbe Tag- 
reise vom Genfersee entfernt, 
D. i. Millia Passuum. Auf den Hauptstrassen der Römer waren alle 1000 Schritte Meilenzeier errichtet und in gewissen Entfernungen 
Stationen (mutationes) angelegt, wo eine Anzahl von Pferden für den öffentlichen Dienst in Bereitschaft gehalten wurde. 
So wegen der einst dort wohnenden welschen Bevölkerung (Walhen) von den Alemannen, und jetzt der Wallenstattersee genannt; lat. Lacus 
Rivanus , roman. Lac Rivaun, 
Següns, auch Gunz, jetzt ein Bauernhaus bei Mols. Vgl. v. Arx I, 7. 
Über die keltischen und römischen Alterthümer im Canton Zürich, im classischen Hand- und Hausbuche dieses Cantons von Gerold Meyer von 
Knonau, Sanct Gallen u. Bern 1844, I, 52—68; über Irgenhausen besonders S. 67.
	        

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