Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs 
Legionis Tertiae Italicae Transvectioni Specierum !) deputatae ”) Teriolis, d. i. ein zu Teriolis 
stationirter Präfe et der III. italischen Legion, um die Verpflegs- Transporte (nach unserer militä- 
rischen Sprache) durch diese Alpen zu besorgen und zu beschützen. Auf oder bei der Feste Teriolis, die 
auch zum Schutze der zu Anfang des IX. Jahrhunderts durch einen Bergbruch aus dem Naifthale verschüt- 
teten römischen Pflanzstadt Maja und der Strasse diente, musste wohl auch ein Vietualien-Depöt für die im 
Innern der Provinz cantonirenden Truppen gewesen sein. B) Tribunus Gentis per Raetias deputatae Te- 
rolis (bei Böcking pag. 103). Gens ist in der Militärsprache dieses spätern Zeitalters so viel als 
militum copia, eine Abtheilung des Heeres, eine Schar, wie im Französichen gens de gqguerre.‘ Ob und 
welche besondere Bestimmung oder Dienstleistung diese Gens in beiden Rhätien hatte, kann ich nicht 
bestimmen. 
Wenn durch’s Vinschgau keine Strasse führte und kein bedeutender Transport (transvectio) für 
die Truppen im nördlichen Rhätien und in Vindelicien durchzog, wozu dann ein eigenes Tra nsport- 
Commando auf der von der Hauptstrasse am Eisak etliche Meilen abseits gelegenen Bergfeste Teriolis? 
Zwecklos haben die Römer ihre Magazine und Depöts nicht in ein unbefahrbares Nebenthal, gleichsam in 
eine Sackgasse verlegt. Von Teriolis musste der Transport über Rabland in’s Vinschgau gen Landeck, 
und wahrscheinlich auf Lasthieren auch durch Passeir über den heut zu Tag noch viel betretenen Jaufen 
nach Vipitenum (Sterzing) ziehen. 
Dass in und um Teriolis römische Niederlassungen gewesen , bestätigt unter anderm die im Schlosse 
Knillenberg unter Ober-Mais, wo die verschüttete Maja, Tirols Herculanum, gestanden , vor Jahren aufge- 
fundene Ara Dianae. Vgl. v. Pallhausen S. 87. / 
Nach dem Freiherrn v. Hormayr, der sich der Dinge vollkundig gebärdet, als wäre er im römischen 
Hauptquartier gewesen, sandte der siegreiche Drusus seinen Bruder Tiberius an der Etsch durch das Thal 
der trotzigen Venoner — das heutige Vinschgau — und über den Arlberg gegen die Alemannen CM 
an den Bodensee, während er selbst an den Inn, die Donau und die Enns (!) hinabzog °). 
* Nach Director von Raiser *) stieg derselbe Drusus immer schlagend und siegend von den Alpen 
über den Arlberg herab und warf bei Bludenz, den Heranzug seines Bruders erwartend, einen Wall auf, 
der dem Wall-Gau (!) den Namen gab °), und wo das Vallum Drusianum noch heut zu Tage des 
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‘) Der in seinen Etymologien hallucinirende v. Pallhausen 1. €. S. 90 schreibt, dass der Vorsteher der dritten italischen Legion hier zur 
Beschützung der auf dieser Strasse vorüberziehenden Kaufmanns- und Handelsgüter angeordnet war. Ihn führte das Wort species, 
im spätern Latein (ital. spezieria) Gewürz, Spezerei bedeutend, auf den Abweg. Der Gebrauch von Gewürzen in unserem Nordlande-war da- 
mals gewiss selten, indem deren Einfuhr und Verbrauch seit den Kreuzzügen durch die Venetianer und Lombarden für uns beginnt. Dieses 
Speeies, besonders im Plural, heisst hier soviel als Wein, Oel, Getreide, Hülsen- und andere Früchte, Kurz haltbare Lebensmittel. Unsere 
Stelle erklärt Vegetius II, 3 mit den Worten: Ante quam inchoetur bellum, de copiis expensisque solers debet esse tractatus, ut pabula, 
frumentum, ceteraeque annonariae species, quas a provineialibus consuetudo deposeit, maturius exigantur, et in opportunis ad rem ge- 
rendam, ac munitissimis locis, amplior semper modus, quam sufficit, aggregetur. — In Rhätien-war nur noch ein Praefeetus Legionis 
Tertiae Italicae Transveetionispecierum deputatae Fo etibus. Diesen Ort will von Pallhausen S. 79 am rechten Etschufer in den beiden 
Pfäten finden. Nun liegen nach Dr. Staffler’s Tirol und Vorarlberg, Bd. II, Heft 2, S. 828, Ober- und Unterpfatten dritthalb 
Stunden von Kaltern entfernt, und Pfatten heisst ital. Vadena (lat. Vadum), indem von da eine Schiffbrücke nach Branzoll hinüber führt, 
Andere Forscher suchen Foetibus in Pfunds bei der Finstermünz, zu Landsberg am Lech ete, Wenn ich dem Wortklange folge, so finde ich 
eben so gut ein Pfettrach bei Moosburg.in Oberbaiern, oder Vötting bei Freising. Die Stelle des alten Foetibus lässt sich heut zu 
Tage schwerlich bestimmen, kaum aber ist sie im heutigen Pfatten in der Ebene und so nahe bei Teriolis zu suchen, sondern im Aus- 
tritte aus den Alpen bei Füssen oder in Rhaetia II, vielleicht bei Pfärrich unweit Wangen im Allgau auf der Strasse von Bregenz, wo 
die Legio. III. Ialica stand, nach Augsburg, zumal in der Notitia Dignitatum von den Militär-Präfecten bei Cambiduno und zu Guntia 
(Kempten und Günzburg), die ausserhalb der Alpen liegen, unmittelbar vorher die Rede ist. 
Deputati (vox in re militari propria) erant locati positique milites, vel ad provisionem et euram, tuitionem et munitionem 
limitis et fossati, ad timoris suspieionem amoliendam. cf. Böcking, Fasc. V, 767. Diese Deputati sind in unserer Militärsprache — 
auf Commando irgendwohin Gestellte, Commandirte. 
*) Tiroler Almanach für 1805, Wien, S. 131 f., wo er die römischen Monumente (Inschriftsteine) in Tirol beschreibt. 
*‘) Der Ober-Donau-Kreis des Königreiches Baiern unter den Römern, Augsburg 1830, S. 13. 
Die später benachbarten Alemannen nannten die fremdzungigen Bewohner um und unter Chur Churwalhen und unser Mlthal 
Walhen- oder Walgau. Vgl. S. 48, Anmerk. 1, am Ende.
	        

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