Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
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durch Graubünden über Chur und Bregenz eben dahin. Dass Drusus an diesem Strassenbau durch die tri- 
dentinischen Alpen, den Weg seines jugendlichen Sieges, Antheil genommnn habe, erhellet aus der folgen- 
den Inschrift. Welch grosser Antheilan dieser herkulischen Arbeit ihm, der am Rheinund im nordwestlichen 
Germanien mit Eroberungsplanen und Kriegszügen rastlos beschäftigt war und gar bald im dreissigsten Le- 
bensjahre (a. u. c. 745) seinen Tod fand, gebührte, kann aus Mangel an Daten nicht bestimmt werden. 
Sein Sohn Kaiser Claudius bahnte im Jahre 46 nach Christus eine Heer- oder Kaiserstrasse 
vom Po herauf über Verona, Trient, durch Tirol unter dem Namen Via Claudia Augusta, die wohl nach 
ihrem ersten Eröffner Via Drusiana hätte heissen sollen. Dies bezeugen zwei römische Inschriftsteine. 
Der eine, im Jahre 1552 durch die Fluthen der Etsch zu Rabland (oberhalb Meran) aus der Erde her- 
vorgespühlt, wird im Schlosse Maretsch bei Botzen verwahrt. Der gelehrte Graf Benediet von Giovanelli 
nennt ihn das älteste und wichtigste Römerdenkmal Tirols. Die Inschrift lautet: 
TI CLAVDIVS. CAESAR 
AVGVSTVS. germanicus 
PONT. MAX. TRIB. POT. VI 
COS. DESIG. III. IMP. XI. P. P 
viAM CLAVDIAM. AVGVSTAM 
QVAM. DRVSVS. PATER. ALPIBVS 
BELLO. PATEFACTIS. DEREXSERAT 
MVNIT. A. FLYMINE. PADO. AT (sic) 
fLVYMEN. DANVVIVM. PER m 
P. CCexx 1). 
Hievon nur wenig verschieden und von demselben Jahre 46 nach Christi Geburt ist die 1786 zu Cesio 
maggiore an der Grenze von Feltre gefundene Säule, die den Zug der von Drusus begonnenen Clau- 
dischen Heerstrasse von Altino über Feltre durch Valsugana nach Trient bestimmt, von wo sie mit der 
Veroneser Strasse vereint nach dem Norden führte *). 
Bis an Pons Drusi bei Botzen zog diese Strasse an der Etsch herauf. Wir wollen hier, wo der Weg 
sich nach zwei Richtungen scheidet, unsere Position nehmen. Von Pons Drusi führte der Strassenzug die 
ersten paar Meilen nicht durch’s Eisakthal wie heute auf dem 1314 gebahnten Kuntersweg (S. 43) , son- 
dern nach Einigen über den Ritten, nach Andern links am Eisak über Blumau, wo man einen Meilenstein 
vom K. Maxentius (306—312) gefunden hat, Völs und das Castelrutter-Gebirg , übersetzte bei Kollmann 
nach Säben , nahm bei dem durch seine Lage so wichtigen Schabs (Sebatum) oder der heutigen Franzens- 
feste die von Aquileja durch Oberkärnten und das Pusterthal einmündende Strasse auf, lief an Mauis °) 
vorüber nach Vipitenum *) und Veldidena (Wilten), von wo sich die eine Strasse am Inn hinab nach Batava 
castra, die andere über die Scharnitz, Partenkirchen gen Augsburg zog. 
Dass von Pons Drusi eine Seitenstrasse der via Claudia an der Etsch hin sich nach dem alten 
Teriolis heraufzog, ist ausser allem Zweifel. Nach der Notitia Dignitatum et Administrationum Orientis 
et Occidentis *) waren hier zwei dem Dux Rhaetiae unterstehende Commandanten. nämlich: A) Praefectus 
1) Das römische Strassen-Monument von Maretsch, Eine antiquarische Ahhandlung vom Grafen Benediet v. Giovanelli. In den Beiträgen 
zur Geschichte, Statistik etc. von Tirol und Vorarlberg. Innsbruck 1825, Bd.I, S. 27. Dann minder correct in H. Pallhausen’s Beschrei- 
bung der römischen Heerstrasse von Verona über Trient etc. nach Augsburg. München 1816, S. 90. 
Gaetano Marini, gli atti e monum. de’ fratelli arvali, Romae 1795, Tom. I, 77; Schönvisner Antiqg. et histor. Sabar, Pestini, p. 95; 
Eckhel, doctrina numorum veterum, Tom. VIII. 408; Giovanelli l. ec. paq. 28; Horat. edit. Orelli, Turiei 1850, Tom. I; Ex- 
ecursus I, 554, 
Auf einer hohen Bergspitze zwischen Mauls und Sterzing wurde 1589 durch Hirten das Mithras-Denkmal entdeckt, das man im J. 1800 
vom Zollhause zuerst nach Innsbruck und dann nach Wien brachte, wo es im untern k. k. Belvedere verwahrt wird. 
Vipitenum, das heutige Sterzing, vallis Vipitena, das Wippthal. 
Edit. Eduard Böcking, Bonnae, Fasc, III, cap. XXXIV, mit der Aufschrift: Dux Raetiae pag. 102. Diese Notitia Dignitatum etc. ist eine Reichs- 
beschreibung aus der ersten Hälfte des V. Jahrhunderts, die ausser den Namen der Provinzen des römischen Reiches, der Städte etc. auch 
noch den ganzen Civil- und Militärstand, die Standorte der Legionen, Cohorten, Reiterabtheilungen, Flotten, Festungswerke etc. mit aller 
Genauigkeit nach Art eines Staats-Schematismus anzeigt.
	        

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