Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete , besonders in der ältesten und älteren Zeit, 
Compagnien über das Slapina-Joch nach Klosters, um nach Davos und gegen das Engadin zu ziehen 
und sich mit dem General Baron von Loudon daselbst zu vereinigen. Später am 14. Mai rückte der 
Montavoner Schützenhauptmann Kessler über Slapin nach Klosters, verfolgte den Feind über die Stütz 
nach Davos !) und verband sich mit den aus dem Engadin über die Scaletta angelangten Truppen 
von Bellegarde’s Corps. Absichtlich setze ich dies her, um zu beweisen, dass eine, wenn auch 
höchst beschwerliche Verbindung zwischen dem Engadin und den Vorarlbergischen Thälern, auf dieser 
Seite möglich ist. Konnten nicht auch römische Cohorten aus dem Innthal herauf und durch das Engadin 
her in unsere Thäler herübergekommen sein? — Leider missglückte dieser auf den 1. Mai 1799 festge- 
setzte Angriff. 
Der zweite Angriff, der glücklich gelang und Graubünden von den Neufranken reinigte, war auf den 
14. Mai bestimmt. Wieder zog eine beträchtliche Anzahl von Truppen und Landesschützen über diese 
Jöcher. Ja die gewandten Montavoner hatten mit bewunderungswürdiger Sicherheit auf die Höhe des 
Slapina-Joches die Artillerie gebracht und eine Abtheilung von Modena-Dragonern war zum Marsche 
über denselben Pass beordert *). 
Wenn nun, wie ich genügend dargethan habe, diese Alpenpässe mit grössern Truppenmassen über- 
steigbar sind, warum sollten nicht römische Colonnen im Sommer durch das Prätigauische Druser- Thal 
hinauf über das Drusus-Thor in das Vorarlbergische Druser-Thal hinabgezogen sein? Weizenegger 
und Merkle in ihrer unkritischen Geschichte Vorarlbergs, Bd. III, 13, möchten gern die Wahlstatt des 
Drusus in die Gegend von Nüziders bei Bludenz setzen, das seinen Namen von „necis terra, Schlacht- 
oder Todtenfeld’” haben soll! Dieser Ort erscheint zuerst urkundlich in den Jahren 819 und 831 und heisst 
Nezudres und Nezudre. 
Aus diesem Drusus-Thale, das urkundlich zum ersten Male im Jahre 881, dann 948 Vallis Dru- 
siana genannt wird, konnten die siegesfreudigen Römer, ohne weiter einen Berg übersteigen zu müssen, 
in einem Marsche von acht bis zehn Stunden leicht den Bodensee und das vorrömische Brigantium 
erreichen. 
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Vl. 
Urbevölkerung und Funde römischer Waffen und Münzen im Engadin und Prätigau. Clunia, die alte Heidenburg 
bei Gävis und Funde daselbst, 
Ob die Urbewohner dieser Thäler und überhaupt Rhätiens zu Drusus’ Zeiten dem etruskischen oder 
keltischen Stamme angehört, oder ob sie aus beiden vermischt unter und 'neben einander gelebt und 
gewohnt haben, bleibt wohl eine nie lösbare Frage. Wir sind von gestern und wissen von der Urbevöl- 
kerung der Alpen nur leere Namen, beinahe Nichts. — War in diesen Seitenthälern die Bevölkerung 
gering, so war die Eroberung um so leichter: Erst die römische Cultur und der Lauf der Zeit mochte 
dieselben mehr und mehr urbar machen und bebauen. Den Aufenthalt der Römer im Unterengadin, 
wo man noch zum Theil romanisch spricht °), bezeugen römische Waffen, Geräthschaften und Münzen, 
so silberne von Hadrian, Antoninus Pius, die man auf dem Hügel Caschinnas bei Süs zu Ulrich Campell’s 
(+ 1581) Zeit gefunden hat. Zu Luzein im Prätig au, wo man seit etlichen Jahrhunderten deutsch spricht, 
fand man im Jahre 1616 an der Stelle, wo die Stammburg der Grafen v. Stadion gestanden, römische 
Kupfermünzen mit des K. Constantius Bildniss: ähnliche wurden früher und nachher daselbst gefunden *). 
') In dem von Davos in’s Engadin führenden Dischma-Thale schlug im Jahre 1323 der gewaltige Freiherr Donat v. Vatz die Heerhau- 
fen des Bischofs Rudolf II. von Chur. 
) Darstellung der merkwürdigen Begebenheiten der französischen Kriege von den J. 1796, 1800 — 1805 in Hinsicht auf Vorarlberg, von 
Dr. Joseph Bitschnau. Bregenz 1807, Abtheil. II, 229 — 305, 
') Nach der eidgenössischen Volkszählung im Frühlinge 1850 zählte man im Canton Graubünden 42.439 romanisch Redende, 
“ı Röder’s und von Tscharner’s Graubünden. S. 98.
	        

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