Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs
am 17/27 Juni 1622 den alten Bundesschwur erneuert hatten, zehn Heerbanden durch die grausenhafte
Mündung des St. Antoni-Thales in das österreichische Thal Montavon. Eben dahin zog durch die Wäl-
der des Slapina-Thales und das jenseitige Garnera- und Gargella-Thal am %. Juli die Mannschaft von
Klosters, und die von Schiers über die felsige Furca. Sie zerstörten das Kirehlein zu Gargella, schlugen
fünf Tage lang in St. Gallenkirch ihr Lager auf, trieben den Leuten, ohne Pferde und anderes Vieh zu
rechnen, 300 Melkkühe davon, und zogen, nachdem ihnen das schwer heimgesuchte "Thal 400 Kronen,
die damals eilf Gulden galten, nur zu drei Gulden gerechnet. Brandschatzung bezahlt hatte. beutebeladen
über das Joch Zeinis und Galtür wieder zurück.
Nach Zschokke‘ erlegten die Montavoner gar 4000 Goldgulden (!) Brandschatzung, gelobten nie
wider Rhätien Waffen zu tragen, und den Bündnern, wenn ein Kriegsheer durch ihr Thalland gegen sie ziehe.
Warnung zu geben. /
Inzwischen hatte der kaiserliche Oberst Baldiron Frist und Verstärkung gewonnen und rückte fech-
tend, siegend, raubend und brennend durch das untere Engadin herauf. Zu spät kam Rudolf von Salis
mit sieben Fähnlein gen Süs im Engadin. Mittlerweile zog Graf Alwig von Sulz mit österreichischen
Scharen durch’s Montavon über den Berg und das Thal Samnaun dem Obersten zur Stütze. Die Mann-
schaft des bündnerischen Feldhauptmanns von Salis hatte sich ohne Zucht zerstreut und der Feind wälzte
sich über die rauhe Scaletta daher. Im Dischma ob dem See bei St. Wolfgang ward blutig gefochten,
Davos geplündert und des Zehngerichten-Bundes Urkundenkammer durchwühlt und zerstört. Der wüthendste
Kampf, wie ihn kaum die alten Rhätier gegen des Drusus Cohorten kämpften, erglühte zwischen dem
Grafen Alwig und Baldiron einerseits und den Heldenbrüdern Rudolf und Ulysses von Salis andererseits
im Prätigau, besonders auf der Wiese Aqua sana ob Raschnals, bis endlich der Graf die Klause bei Frack-
stein durchbrach, Malans einäscherte und gen Maienfeld rückte. Nun kamen nach Zschokke rachsüchtig
die Montavoner, stahlen — Wiedervergeltung übend — Heerden weg oder kauften um Spottgeld den
Raub der Soldaten und hoben endlich gar die Glocken aus den Thürmen.
Pfarrer Fiel überliefert uns treuherzig: Im Einverständnisse mit dem vögteiamtlichen Verwalter Hein-
rich Rudolf v. Kurz zu Senftenau holten St. Gallenkirchner aus der Prätigauischen Alpe Küblis durch
die Alpnova andere 200 Kühe, wovon auch der Herr Verwalter eine Honoration erhalten habe. Eine Art
Schadloshaltung, welche sich dadurch in Etwas rechtfertigt, dass Gewalt mit Gewalt abgetrieben wurde.
Aus diesem Grunde habe dann der Landesfürst Erzherzog Leopold V. von Tirol den Montavonern erlaubt,
sich auf solche Weise zu entschädigen. Dadurch wurden sie aber nicht entschädigt, dass der Graf von Sulz
mit Kriegsmacht, 28 fliegenden Fahnen durch’s Montavon über Zeinis, Galtür ete. gegen das Engadin. dann
in’s Prätigau zog und dort viele Prätigauer erschlug.
Im Jahre 1625 drangen die Prätigauer wieder feindlich in’s Montavon ein. Kaiser Ferdinand II.
schickte zum Schutze, jedoch auf Unkosten des Thales, Salzburger Truppen. Ausser einer guten Verpfle-
gung musste man dem Manne täglich 24 Kreuzer unter den Teller legen.“
(1799.) Als der französiche General Massena am 7. März 1799 das an 700 Mann starke Corps des
kaiserlichen Generals von Auffenberg in Chur zur Übergabe gezwungen und Graubünden besetzt hatte,
traf F. M.L. von Hotze *) von Vorarlberg aus Anstalten, den Feind nicht allein von vorn, von den St. Luzien-
steig her, sondern auch im Rücken über das Hochgebirg anzugreifen und zu vertreiben. Der erste Angriff
warauf den 1. Mai verabredet. Kaiserliches Militär, von Vorarlbergischen Landcompagnien mit tüchtigen, der
Pfade kundigen Hauptleuten geführt, überstieg in mehreren Colonnen zu Ende April unter unbeschreib-
lichem Ungemach die Schneejöcher, die aus dem Walgau und Montavon in’s Prätigau, das der Feind inne
hatte. hinunterführen. So rückte der Major Graf Starhemberg mit 1200 Mann und drei Montavoner
FL
nr a
') Hotze, zu Richtenswil im Canton Zürich 1731 geboren, fiel bei Schännis am 25. September 1799 und ruht in Bregenz, wo ihm auf dem
Friedhofe eine 12 Fuss hohe Pyramide mit einer Inschrift gesetzt wurde. S. Wiener Zeitung vom 25. Novbr. 1851, S. 3409.