Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete ‚' besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
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Sensere, quid mens rite, quid indoles, 
Nutrita faustis sub penetralibus 
Posset, quid Augusti paternus 
In pueros animus Nerones. 
Fortes ereantur fortibus et bonis.” 
Nach dieser Leseart der ersten zwei Verse fällt der Schwerpuncet auf die Bewohner unter den rhä- 
tischen (sub Rhaetis s. Rhaeticis) Alpen, auf die Vindelicier mit ihren Streitäxten gleich den Ama- 
zonen. Inhaltschwerer als diese Stelle, welche das hohe Kriegstalent und Waffenglück des Drusus ver- 
kündet und nebstbei dessen Stiefvater Weihrauch streut , sind für uns die Verse 6—13 der 14. Ode des- 
selben IV. Buches: 
»— — maxime Prineipum ! 
Quem legis expertes Latinae 
Vindeliei didicere nuper, 
Quid Marte posses ; milite nam tuo 
Drusus Genaunos 1), implaecidum genus, 
Breunosque ?) veloces, et arces 
Alpibus impositas tremendis, 
Dejecit acer plus vice simplici.” 
Mochten auch rhätische Scharen die reichen und blühenden Landschaften Oberitaliens öfters mit 
Plünderung heimgesucht haben, so lag dem Herrn Roms nicht allein daran sie zu züchtigen, sondern auch 
durch ihre Alpen den kürzesten Weg an die Donau zu gewinnen. Schon von Julius Cäsar heisst es, wenn 
auch in anderer Richtung, nämlich gegen den grossen St. Bernhard: „ter per Alpes patefieri volebat” 
(bell. Gall. TH, 1), und August war auch in dieser Hinsicht sein Erbe; denn Florus IV, 12, 22 sagt ganz 
klar: „Augustus in illius (patris) honorem concupiit Germaniam facere provinciam.” 
Wir wollen einen Gewährsmann in einfacher Prosa, nämlich Dio CassiusLIV, 22 hören: „Drusus, quem 
Augustus principio contra Rhaetos cum exercitu misit, cos apud Alpes Tridentinas obviam sibi f(actos 
proelio congressus, celeriter fudit; ejusque victoriae ergo praetorios honores adeptus est. Deinde quum 
db Italid rejecti Rhaeti nihilominus Galliam urgerent, Tiberium quoque contra eos misit. Proinde Drusus 
ac Tiberius, ipsi simul, et legati eorum, multis locis (xohhay6dev) in Rhaetiam irrumpentes, 
Tiberius etiam per lacum navigiüs subvectus, exterruerunt ed re barbaros: dissipatosque aggressi, 
haud difficulter multis exiguis proeliis dispersas eorum copias diverso tempore 
secum congressas deleverunt: reliquosque infirmiores exinde, ac animis collapsos. in suam potestatem 
redegerunt.” 
Diese schlichte Erzählung hat ganz das Gepräge der Wahrheit. August schickte den 23jährigen 
Quästor Drusus mit einem Heere gegen die Rhätier, die er in den tridentinischen Alpen schnell in die Flucht 
schlug. Er kehrte als Prätor zurück. Da sie, von Italien zurückgetrieben; nun Gallien bedrängten , sandte 
August noch den Tiberius gegen sie. Beide zogen im Jahre 739 nach Erbauung Roms (15 J. vor Chr.) 
auf verschiedenen Seiten wider die wilden Volksstänme. Drusus drang mit seinen Legaten in g e- 
theilten Corps (divisis partibus) kühn herein in die Alpenthäler , erstürmte und brach ihre Verderben 
drohenden Burgen (Blockhäuser) und Städte (?!) und rückte siegreich in das vindelicische Hügel- und Flach- 
land. Von diesem Zuge im Innern der Alpen wissen wir leider gar nichts. Drusus rückte, so wird gemei- 
niglich angenommen, wieder an der Etsch herauf und nach ihm hat die Brücke über die Eisack bei Botzen 
den Namen Pons Drusi. Wie er von da weiter gezogen über Völs und Castelrutt oder den Ritten, über 
den Jaufen. oder durch das Vinscheau hinab gen Landeck ete. liegt in bleibendem Dunkel. Die Natur der 
1) Die Bewohner in Valdi Non, auf dem Nonsberge, wo man noch viele römische Alterthümer findet. 
?) Die Bewohner um den Brenner. 
Denkschriften der philos.-histor. Cl. IV. Bd.
	        

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