Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit. 
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geführt. Westlich vom Arlberg zieht sich längs der Alfenz *) gen Bludenz hinaus das Klosterthal, 
so genannt vom Orte zum Kloster oder Klösterle, der aber, so viel man weiss, nie ein Kloster, wohl 
aber zur Zeit der Kreuzzüge ein Hospiz hatte. Schon im Jahre 1218 soll die dortige Kirche mit einigen 
Äckern an das Johanniter Haus zu Feldkirch verstiftet worden sein. Wahrscheinlich führte durch dieses 
schmale Thal nur ein Steig für Reitpferde und Saumthiere, der vielleicht auch im kurzen Sommer mit 
einem Wägelchen fahrbar war. Die Öffnung der Strasse von tirolischer Seite ward nach Dr. Staffler I, 408, 
unter Herzog Heinrich, Grafen von Tirol, im Jahre 1309 begonnen, unter dem auch 1314 durch Heinrich 
Kunter der nach ihm genannte Kuntersweg nach dem Laufe der Eisak entstand, um das Salz von Hall, 
welchem dessen Bruder, Herzog Otto im Jahre 1303 das Stadtrecht verliehen hatte, den jenseitigen 
Landen auf Schlitten im Winter zuzuführen. Dass die Passage zur guten Jahreszeit ziemlich belebt war, 
zeigt das Vorhandensein einer Zollstätt e zu Stuben an, um welche sich im Jahre 1343 ein Streit zwi- 
schen den Grafen Hartmann von Werdenberg-Sargans und Ulrich Grafen von Montfort-Feldkirch erhob, 
der zu Hartmann’s Gunsten entschieden wurde. 
Gewiss hatten der Grimm strenger und lange andauernder Winter oder verschüttende Lavinen manchen 
Wanderer dahin gerafft oder das Ungemach von Wind und Wetter und der langgestreckte Weg über eine 
Höhe von 895,5 Wiener Klaftern ?), manchen mit dem Tode bedroht, als ein armer Jüngling, Heinrich 
das Findelkind, der als Hirt in dieser Gegend solche Unglückliche gesehen hatte, im Drange christ- 
licher Nächstenliebe auf Abhilfe sann, und sie auch fand. Er brachte seinen zehnjährigen Hirtenlohn von 
fünfzehn Gulden als erstes Opfer dar, und sammelte von 1386 bis 1414 in Deutschland, Böhmen, Polen, 
Ungern und Croatien, um auf dem unwirthlichen Arlberge eine Herberge zur Rettung Verunglückter und 
ein Kirchlein zu Ehren des grossen Nothhelfers St. Christoph zu bauen. Er rettete selbst im ersten Win- 
ter sieben Menschenleben. Herzog Leopold IV. gab ddo. Gratz am 27. December 1386 als Landesfürst 
ihm einen Schirmbrief °) und sicherte wie auch später sein Bruder Herzog Wilhelm (; 1406) und ihre 
Vettern die Herzoge Albrecht III. mit seiner Gemahlinn Beatrix Burggräfinn von Nürnberg und Albrecht IV. 
mit seiner Gemahlinn Johanna von Baiern-Holland ihm einen jährlichen Beitrag zu. Ihnen folgten an 300 
Wohlthäter aus den edelsten Geschlechtern. So entstand die St. Christophs-Bruderschaft auf dem Arlberg. 
Brudermeister war der Pfarrer zu Zams. Das k. k. geheime Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien verwahrt 
unter den Manuseripten Nr. 109 ein sehr interessantes Denkmal dieses ächt christlichen Vereines mit dem 
dermaligen Titel: „1386 SANCTI CHRISTOPHORI am Arlperg Bruederschafft Buech’”” mit 306 Perga- 
ment-Blättern in 4°, in hölzerne mit rothem Sammt überzogene Deckel gebunden, mit silbernen Ecken, 
Spangen und Mittelstücken verziert, mit farbigen Abbildungen der Wappen aller Mitglieder der Bruder- 
schaft mit der Angabe ihrer jährlichen Leistungen, zu denen sie sich verpflichteten. Auf der Rückseite des 
Titelblattes ist ein kleiner Kupferstich aufgeklebt, der mit Farben beschmiert den h. Christoph darstellt, 
wie er das Jesukind durch den Strom trägt. Hierauf folgt ein im XVIL Jahrhunderte gedrucktes „Leben 
des heiligen Martyrers Christophori” auf drei Quartseiten. Darauf ein auf Pergament gut gemalter 
St. Christoph, den Heiland tragend, den des Erzherzogs Leopold von Tirol Hofsecretär, der edle Herr 
Johann Christoph von Plaben (j. Plawen) im Jahre 1630 hat malen lassen. Darauf folgen die Wap- 
pen: a) der Erzherzoginn Claudia mit ihrer eigenhändigen Unterschrift vom Jahre 1647; 6) ihres älteren 
Sohnes des Erzherzogs Ferdinand Karl; c) das österreichisch-toskanische Wappenschild seiner Gemahlinn 
J. Anna; d) der beiden Töchter der Erzherzoginn Claudia (von Medieis), Isahella Clara Eugenia und 
Maria Leopoldina, sämmtlich von demselben Jahre 1647. Es hattenämlich Papst Innocenz X. ddo. Rom 
) Wahrscheinlich aus dem Romanischen der Artikel mit rivenza aus rivo oder rio, vgl. Rienz in Tirol, Alfenz, oder vielleicht richtiger Alvenz, 
ist wohl von Aflenz in Obersteiermark zu unterscheiden. 
‘) Die Strasse über den Brenner liegt nach demselben I. 936 nur 4210 Fuss über dem Meere. 
\ Abgedrucktin des Freiherrn v. Hormayr Tiroler Merkwürdigkeiten und Geschichten. Wien. Theil II. 186—192 ; vgl. dessen Archiv 1818, S. 302. 
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