Volltext: Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete besonders in der ältesten und älteren Zeit

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Joseph Bergmann. Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs 
forellenreichen Davoser-See, der beiläufig in des Thales Mitte‘ gelegen , eine halbe Stunde lang und bei- 
nahe so breit ist, tritt das sogenannte Davoser Lan dwasser hervor , durchbricht , von mehreren Zuflüssen 
aus den Nebenthälern verstärkt, in wildem Toben die enge, schauerliche Thalschlucht „die Züge’ und 
ergiesst sich bei Filisur in die Albula, die dem Rheine zueilt. Was dem Laufe des Landwassers zur 
Rechten liegt, ist die Sonnenseite , was zur Linken, heisst die Lize, d. i. die linke oder Schattenseite, 
wie im oberen Walserthale in Vorarlberg. Von diesem Hauptthale ziehen sich vier hohe, unter sich fast 
parallel laufende Seitenthäler südostwärts gegen das Engadin hin, nämlich das Flüela- und Dischma- 
Thal , in dem die Davoser schon 1323 ruhmvoll fochten, dann das grasreichere und mit Ackerfeld geseg- 
nete Sertiger Thal und fasst am Süd-Ende der Landschaft das wilde, futterreiche Thälchen Monstein 
(4500) mit einer kleinen gleichnamigen Pfarre, der einzigen auf litzer oder linker Seite. Tief unten am 
Ufer des Landwassers in der Hoffnungsau, ist das ansehnliche Hauptgebäude der Gewerkschaft eines 
Bleibergwerks, dessen drei Stockwerke den Wanderer in dieser Gegend angenehm überraschen. Unter 
österreichischer Herrschaft wurde fleissig Bergbau , auch auf Silber in der Landschaft Davos und im Scarlthale 
getrieben, wie aus mehreren Urkunden, besonders vom J. 1477 erhellet. Christian Gadner, war 1615 
kais. und erzherzoglicher Malifiz- und Bergrichter zu Davos, dem Erzherzog Maximilian II. als 
Gubernator von Tirol am 25. April desselben Jahres, sein von seinen Vorältern angestammtes Wappen 
bestätigte. 
Im Hauptthale Davos liegen gruppenweise und zwar auf der Sonnenseite die vier Kirchhören: 
a) St. Theodor im Dörfli (im alten Landbuche noch zu St. Joder *), d. i. wie bei den vorarlbergi- 
schen Walsern St. Theodul, Bischof zu Sitten in Wallis) , wohin beide Laret gehören; 6) St. Johann 
am Platz, die Hauptkirche, mit dem alten stattlichen Rathhause , in dem ich, da es zugleich als Gasthaus 
dient, übernachtete. Aussen an demselben sind hoch über der Thüre Wolfsköpfe und Rachen angenagelt. 
Die Rathstube im ersten Stocke , in der sich der grosse und kleine Rath der Landschaft, dann alle Jahre 
der Zehngerichten-Bund, dessen erste Stelle Davos von Alters her einnimmt, und alle drei Jahre der allge- 
meine Bundestag von Graubünden sich versammelt, gilt als die grösste im Känton. Ich sah in derselben 
einige gemalte Fensterscheiben aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, dann einige Wolfsgarne, 
ein Zeichen, dass wenigstens in früherer Zeit dieses Raubthier hier verderblich hauste. c) Frauen- 
kirchen in Siebelmatten mit der Filiale im Sertigthale; d) St. Niklas in Glaris ?) mit Spina, 
3440 Fuss über dem Meere; e) der zu Monstein auf linker Seite, haben wir schon oben erwähnt; 
endlich f) die Pfarre zu Arosa oder Erosa, die westlich von Davos ausserhalb der natürlichen Grenze 
gegen Langwies 4230 Fuss hoch im Gebirge liegt. 
Die Bewohner der gesammten Davoser Landschaft, etwa 2200 an der Zahl, sind seit 1527 der 
reformirten Kirche zugethan. Dies Hochthal sah gleich den beiden vorarlbergischen Walserthälern und 
dem Bregenzer Walde, auf seinem Boden keine Herrenburg erstehen 5; N 
In dieser Landschaft waren, wie gesagt, die ersten Colonien der Oberwalliser auf churrhätischem 
Boden, laut einer handschriftlichen Privatehronik, in zwölf Höfen: 1) „der Meierhof, ob dem Dörfli; 
2) im Thale Dischma, in den Büelen; 3) im Thale Flüela, auf Pedra; 4) am Schatzberg im Kircher 
ÖOberschnitt; 5) zu Pravigan, ob der Hauptkirche; 6) in der Grüne, im Kircher Unterschnitt; 7) auf 
Glavadeel , im Thale Sertig; 8) auf der Siebelmatte; 9) am See, im Dörfli; 10) zu Glaris, ob der 
St. Niklaus Kirche; 11) in der Spina; 12) in Monstein,” in welchen zwölf Höfen , mit Zuzug des später 
1) Über die Bischöfe St. Theo dor, worauf St. Joder hinweiset, zu Martinach und St. Th eodul zu Sitten. s. meine Mittheilung in den Wiener 
Jahrbüchern der Literatur. Bd. CVII, im Anzeigeblatte S. 2, 
) Vielleicht vom romaun’schen ilg larisch, ital, larice, Lärche. 
’\ Ein sehr gut geschriebener, aus den besten Druckschriften geschöpfter Artikel über diese Landschaft, ist in Ersch’s und Gruber’s allgem, Eneyklop, 
der Wissenschaften und Künste. Leipzig 1832, Bd. XXIl, unter „Dav os.”
	        

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