Dornbirn, Stadt und Umgebung.
schon einer römischen Befestigung angehört hat. Die letzten Ritter
von Ems waren in der ehemaligen Kirche im Oberdorf beerdigt,
ihre Reste wurden anlässlich ihres Abbruchs beim Turm der Stadt-
pfarrkirche St. Martin beigesetzt. Dornbirn war, obgleich es schon
früh einen Markt besass, die langen Jahrhunderte dahin im wesent-
lichen ein Bauerndorf, „ein sehr nützlich Ohrt von Wein und Obs-
wachs, Kornfeldern, Wiesen, Alppen, Mayensässen und Holtz“, wie
es der Hohenemser Chronist Schlee beschreibt, der die Dornbirner
ein „grob, starck, 'arbeitsam Volck“ nennt. Indessen besass der Ort
schon im 18. Jahrhundert eine beträchtliche Hausindustrie und
knüpfte um den Anfang des 19. Jahrhunderts bedeutende wirtschaft-
liche Beziehungen mit St. Gallen. Schon 1795 hören wir von der
Dornbirner Firma Herrburger und Rhomberg. Sie ist die Gründerin
der ältesten mechanischen Spinnerei im Lande V orarlberg und der
zweitältesten in ganz Österreich, der noch heute bestehenden Fabrik
„Juchen“ am linken Ufer der Ach. Schon die bayerische Regierung
erkannte die Bedeutung dieser Firma, durch deren Einfluss wesent-
lich der Bau der Arlbergstrasse zustande kam. Aus den Kreisen
des Dornbirner Bürgertums, namentlich der „Fergger“, wie man
die Vermittler der Aufträge zwischen Fabrikant und Arbeiter nennt,
entwickelten sich allmählich die industriellen Familien, deren Unter-
nehmungen der heutigen Stadt das Gepräge geben.
Am meisten zu der Umformung Dornbirns in ein industriell
städtisches Gemeinwesen hat im Lauf des 19. Jahrhunderts die Firma
F. M. Hämmerle, die grösste des gesamten Landes, und auf dem
Gebiet der Textilfabrikation eine der bedeutendsten Österreich-
Ungarns, beigetragen. Namentlich segensreich wirkte sie, indem sie
neben der industriellen Entwicklung stets um Wohlfahrtseinrich-
tungen für ihre Arbeiterschaft im besondern und für die Einwohner-
schaft von Dornbirn im allgemeinen besorgt war.
Dem Beispiel der beiden Firmen Herrburger und Rhomberg
und F. X... Hämmerle folgend, haben auch zahlreiche andere mitge-
tan, Dornbirn die gegenwärtige Erscheinung zu geben, so Franz M.
Rhomberg, J. G. Ulmer, Jos, And. Winder, David Fussenegger und
J. M. Fussenegger, die sämtlich der Textilbranche angehören, dann
die Maschinenfabrik J. Ig. Rüsch, die Bijouteriefabrik J. C. Lässer,
sowie mehrere namhafte Kunstmühlen und Ziegeleien. Dazu gesellt
sich der Einfluss der bedeutenden Stickereiindustrie Dornbirns, deren
J, C,. Heer, Vorarlberg und Liechtenstein.
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