Der vordere Bregenzerwald.
S zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts führte keine
Strasse in den Bregenzerwald. Mühsam ging der Verkehr
uf Saumpfaden, welche in die jähen Schluchten des zer-
1 1SS“ ‚erglandes hinab und auf die Hochterrassen hinauf stiegen.
Erst 176 kam der erste mit Eisen beschlagene Wagen in die Dörfer
des Eerrlandes, aber zu Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte das
wald-, wiesen- und alpenreiche Tal, in dem sich die Quellen der
Ach sammeln, bereits einen lebhaften Frachtenverkehr. Die Wälder
— go. nennen sich die Bewohner des Bregenzerwaldes — führten
ihre Käse und Butterlasten nicht nur nach Bregenz, um sie gegen
das unentbehrliche Getreide zu tauschen, sondern in Fernen, die
heute in der Erinnerung an die mühselige Art des Reisens unser
Staunen erregen. Mailand, Venedig, Triest, Wien, Prag, Pest lagen
den Händlern aus dem Walde nicht zu weit ab. Deswegen gehörten
sie zu den volkstümlichsten Gestalten ihrer Heimat, so Peter Bilgeri
von Andelsbuch, der als stattlichster Mann seines Tales noch im
Gedenken des Volkes steht.
Diese Erinnerungen werden wach, wenn wir uns rüsten, in
das nun der Eisenbahn erschlossene Gelände zu ziehen. Die Loko-
motive hat die Bedeutung der beiden Strassen, die in den Bregenzer-
wald führen, nicht ganz vernichten können. Sie sind stets noch
prächtige Touristenwege für Leute, die sich die Zeit zu einer Fuss-
wanderung oder einer Postfahrt gönnen.
Der Ausgangspunkt der einen Strasse, der ältern, ist die Staats-
bahnstation Schwarzach. Das Dorf liegt mit hochgiebeligen Häusern
südlich von Kennelbach und Wolfurt, auf die wir vom Gebhards-
berg niedergeblickt haben, am Rand der Rheinebene in obstgeseg-
neter kleiner Bucht des: Gebirges. Von ihm aus besuchen die
Sommerwanderer Vorarlbergs auch die Wallfahrtskapelle Maria-
Bildstein.