Volltext: Vorarlberg und Liechtenstein

Bregenz, die Seelandschaft und der Pfänder. 
waren, wegen ihrer vielen Kirchen- und Klöstergründungen durch 
die Kulturgeschichte Vorarlbergs und des Bodensees; das Geschlecht 
selber ist aber 1786 mit einem letzten ärmlichen Sprossen erloschen. 
Ergreifend schön ist die Aussicht im obersten Stockwerk des 
Martinsturms, wo ein Wächter residiert. Jedes Fenster gewährt 
ein grossartiges Landschaftsgemälde. Überwältigend wirkt der 
Abend. Über dem grünen Sammet des Reintales flammt das Licht 
auf den Felsenzinnen der Schweizerberge, wie ein Feuer loht der 
Säntis, in goldenem Rauch verklärt liegt der See, Sonnenuntergangs- 
spiele von unvergleichlicher Pracht und Farbenglut entwickeln sich 
über den metallen und purpurn aufleuchtenden Wassern, ein Haupt 
voll Blut sinkt die Sonne im lichten Westen hinter rosigen Wolken- 
burgen hinab, ihre letzten verglühenden Strahlen spielen um den 
(Gipfel des Pfänder. 
Bregenz, das entdecken wir bei dieser Ausschau, hat von allen 
Städten am Bodensee die schönste Lage, am meisten Gebirge, am 
meisten Wald. Wie locken uns Gebhardskirchlein und Pfänder! 
Aber da man beim Wandern wohl tut, das Gesetz der Steigerung 
der Eindrücke zu beobachten, bleiben wir eine Weile‘ hübsch 
am Fuss der Berge. Wir sind’s dem Bodensee schuldig. Bei der 
Schwimmbadeanstalt und der Infanteriekaserne der Stadt geht ein 
klassisch schöner $ vaziergang am Ufer und von den Fundamenten des 
Pfänders dahin durch die Bregenzer Klause gegen das aus dem 
See herüberleuchtende Lindau. Die Klause, die schmale Stelle, die 
nur Strasse und Bahn Raum gewährt, war früher durch je dreimal 
zwei Tore, dıe von Erdwällen geschützt wurden, verschliesshar, 
doch wurden Tore und Werke als der neuern Kriegskunst nicht 
gewachsen, im 1%. Jahrhundert abgetragen. Jenseits der Klause, 
an der aus dem idvllischen Hörbranzertal hervoreilenden Leiblach 
ruht liebhıeh am Seegestade Lochau, das Grenzdorf, in dem sich 
Bregenzer und Lindauer Naturfreunde angesichts der Wellen und 
Weiten des Sees, der herüberlachenden Schweiz und der mit 
Einsamkeitsstimmung gesättigten Rheinmündungsebene Stelldichein 
geben. 
Auch die Ebene hat ihre hübschen Ziele, zunächst die Riedenburg 
dicht vor den Toren der Stadt, ein Erziehungsinstitut für vornehme 
katholische Töchter, auf sanft ansteigendem, freiliegendem Hügel. 
Sie gewährt eine herrliche Rundschau und bliekt namentlich hübsch 
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