Das Volksleben.
ragend geschickter und zuverlässiger Handwerker. Während ihrer
Abwesenheit besorgen die Frauen und Kinder im Heimattal die
Alpwirtschaft, ein doppeltes Einkommen fliesst zusammen, weshalb
gerade in den Auswandererdörfern der Wohlstand ansehnlich ist.
Eine Spezialität unter den Wanderhandwerkern bilden die Kraut-
schneider aus dem Montafon.
Auf mannigfaltigstem Weg also erwirbt das Völklein von Vor-
arlberg und Liechtenstein mit bemerkenswerter praktischer Be-
gabung für jeden Tag des Jahres sein Stück Brot, aber auch die
Schwingen höherer Geisteskultur haben die beiden Ländchen be-
rührt. Fs sind aus ihrer Bevölkerung eine stattliche Reihe treff-
licher Architekten, Künstler und Künstlerinnen von Ruf hervor-
gegangen, auch auf dem Gebiete der Literatur haben sie ein paar
gute Namen gestellt, und im Felde der Wissenschaft besonders
Geschichtsforscher besessen, die heimatkundlich tätig waren. Die
Landschaften durchwandernd, werden wir von den einzelnen Namen
sprechen.
In bezug auf das Volksschulwesen steht Vorarlberg an der
Spitze der österreichischen Kronländer und weist unter allen am
wenigsten Analphabeten auf. Zweihundert Schulen, darunter Bür-
gerschulen in Bregenz und Bludenz, besorgen den Volksunter-
richt. Der Landtag richtet an die angestellten Lehrpersonen den
vierten Teil des Gehaltes aus, die übrigen dreiviertel fallen zu Lasten
der Gemeinden. Die der Volksschule Entwachsenen besuchen noch
einige Zeit die staatlich unterstützten Sonntagsschulen oder eine der
dreizehn über das Land verbreiteten gewerblichen Fortbildungs-
schulen. Dem Mittelschulunterricht dienen vier Gymnasien, eine
Oberrealschule in‘ Dornbirn, dem Fachunterricht die k. k. Fach-
schule für Maschinenstickerei in Dornbirn und die staatlich unter-
stützte Käsereischule in Doren.
Im ganzen ist es ein sehr ansprechendes Volksbild, das die
beiden Länder gewähren. Der Wanderer erhält von der Bevölkerung
überall den Eindruck der Arbeitsamkeit, entwickelter natürlicher
Intelligenz, der Zufriedenheit mit den Lebenslosen und schlichten
Glücks, wohltuend berühren ihn, wo immer er seines Weges gehe,
der frohe Gruss, die ungesuchte Freundlichkeit der Bewohner, die
leicht für ein verständiges Gespräch zu gewinnen sind, die sprich-
wörtliche alemannische Reinlichkeit, der Sinn für einfache Zier und
JA