Volltext: Vorarlberg und Liechtenstein

Geschichtlicher Abriss. 
dreissigjährige Krieg sein Ende erreichte, waren viele Dörfer von 
der Pest und den Leiden des Krieges so entvölkert, dass der sie- 
bente Teil der Häuser von Bewohnern leer stand. Nicht weniger 
als die äussere, drängte die innere Not. Zwistigkeiten zwischen 
den regierenden Herren, die ihre Landeskinder in fremde Militär- 
dienste verkauften, und’ dem von Abgaben gequälten, in seinen 
angestammten Rechten verkürzten Volk gesellten sich zu den an- 
deren Übeln. 
Für Liechtenstein aber brachte das ausgehende 17. und das 
beginnende 18. Jahrhundert ein weittragendes und glückliches 
Ereignis. Die beiden Grafschaften Schellenberg und Vaduz, aus 
denen das Ländchen bisher bestanden hatte, kamen, jene 1699, 
diese 1712 durch Kauf an das fürstliche Haus Liechtenstein, eines 
der ältesten und reichsten Adels-Geschlechter Österreichs, und, ob- 
wohl sich im Anfang einige Reibereien mit der Verwaltung des in 
Wien residierenden Fürsten ereigneten, brach für das Ländchen eine 
Zeit ruhiger Entwicklung an. Unterdessen wuchs Vorarlberg stets 
enger mit dem Kaiserhaus Österreich zusammen, und es trennte 
sich also die politische Verwaltung der früher oft von einer Hand 
gelenkten Nachbargebiete. 
Sobald aber eine Welle der Weltgeschichte die Gegenden be- 
rührte, litten sie doch wieder gemeinsam, zum letztenmal in grossem 
Massstab während der Franzosenzeit. Im Herbst 1798 erschien das 
fränkische Militär, das die Schweiz besetzt hielt, am Rhein, im 
folgenden Frühling kam es unter General Massena über den Strom. 
Nachdem die Österreicher die französischen Heere zurückgeworfen 
hatten, plünderten diese die Dörfer der Rheinebene. Um Feldkirch 
entwickelten sich die blutigsten Kämpfe, die Österreicher siegten, 
die Franzosen liessen 4000 Tote zurück, auch um die Luziensteig 
wurde hart gekämpft, 1200 Franzosen blieben in der Gewalt des 
Generals Hotze, die übrigen zogen sich über den Rhein zurück. 
Als Intermezzo im Kriegsspiel erschienen die mit Österreich ver- 
bündeten Russen, die unter General Suwarow die weglosesten 
Schweizeralpen überstiegen hatten. Die ausgehungerten Krieger 
fielen über alles her, was zu haben war, über die unreifen Trauben, 
über Mais und Obst, sie zogen den Leuten die Kleider vom Leib 
und die Schuhe von den Füssen. Und nach ihnen kamen wieder 
die Franzosen, damit der Anlass zu neuen Gefechten und Kämpfen 
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