Das Montafon.
sich die Familie Bertle aus, die dem Land sowohl tüchtige Maler
wie geschickte Altarbauer gestellt hat.
Zugleich mit Schruns sollte man eigentlich T’schagguns nennen,
seinen romantischen Dorfzwilling jenseits der Ill. Es liegt so nach-
barlich, dass wir hinüberspaziert sind, ehe wir es recht bemerkt
haben. Der lauschige Friedhof um das Wallfahrtsgotteshaus auf
dem Kirchstein, das in jetziger Gestalt ein Jahrhundert alt ist, ge-
währt die Übersicht über die Ebene von Schruns und den mit
herrlichem Baumschlag und freundlichen Häusern bedeckten Bar-
tholomäberg, sowie den Einblick ins Silbertal. Im Hintergrund der
Kirche, der sich eine Gruppe von Häusern gesellt, steigt der Zieger-
berg hinan und führt uns durch liebliche Heimwesen empor ins
Gauertal, durch das wir im vorigen Kapitel von der Lindauerhütte
herniedergestiegen sind.
An all den grünen Höhen, die auf Schruns herniederschauen,
ist das Wandern dankbar, auch in dem zwei Stunden langen, berg-
waldprächtigen Silbertal, in dem das Dorf gleichen Namens am
rauschenden Litzbach gelegen ist. In dem Namen klingt die Kunde
von untergegangener Bergwerkherrlichkeit fort, von Knappen, die
am Kristberg Silber und Eisen und die ihnen vergesellschafteten
Erze aus nun verfallenen Stollen wühlten. Nach zuverlässigen For-
schungen wurde der Bergbau im Montafon unter der Leitung des
Kaufhauses Fugger in Augsburg durch eingewanderte Krainer aus-
geübt, und zwar in den Jahren von 1360 bis 1550 oder 1570, wo er
wegen schwacher Ausbeute wieder aufgegeben wurde und sich die
Krainer Knappen aus dem Tale zurückzogen. Die Kristberger Kirche
wurde, wie die gotische Inschrift am Chorbogen zeigt, von ihnen
zur Zeit der höchsten Blüte des Bergbaues 1477 erbaut.
Lieblicher als das Tal ist der darüber aufgebaute, maiensässen-
und alpenreiche Bartholomäberg, der sich von St. Anton am Kin-
gang des Montafon ins Silbertal hineinzieht und oberhalb des Dorfes
Silbertal in den Kristberg fortsetzt. Hoch über St. Anton liegt
Ausserbartholomäberg , wie die Überlieferung lautet, die älteste
Niederlassung im Montafon, ein Luginsland mit ergreifender Aus-
sicht auf den Rhätikon und die Silvretta. In der Kirche, die, wie von
grünem Thron hernieder, das ganze Tal beherrscht, befindet sich
ein herrlicher Flügelaltar vom Jahre 1455, der in kunstvoller
Schnitzarbeit die heiligen drei Könige vor dem Christuskind, den
164