Volltext: Vorarlberg und Liechtenstein

; Um die Scesaplana her, 
zigen begrünten Strandstelle des Bergsees. Bei ihren Alphütten 
beginnt die Steigung, denn unser Hochboulevard bewegt sich 
in einem steten Wechsel von Auf und Ab. An den Felsenorgel- 
pfeifen des Lünerecks vorbei geht es auf das Verajöchl, 2331 Meter, 
dann hinab zum Schweizertor, 2151 Meter, dann wieder hinauf zum 
Öfenpass, 2293 Meter, dann hinab zur Lindauerhütte, die schon an 
der obern Waldgrenze liegt, endlich durch das romantische Gauer- 
tal in die Tiefe von Schruns. 
Was liegt da alles Schöne am Weg! Zur Rechten stehen 
nackte Berge mit den kühnsten Formen, den verwegensten Erkern, 
Zinnen und Spitzen, und spielen in weissen und rötlichen Tönen; 
zur Linken blicken wir in grüne Täler, und Blumenjubel und Tier- 
leben der Alpenwelt sind um uns. Der schrille Pfiff des Murmel- 
tieres durchdringt die Luft, überall bemerken wir im kurzen Berg- 
gras die Höhlen der Tiere, bald auch sie selbst, wie sie spielend sich 
zum Männchen aufrichten und vorsichtig in die Runde lauschen, 
oder wie sie mit den gelblichen Zähnen das Alpengras mähen und 
es in ihre Baue tragen. Ein geübtes Auge kann an den Felsge- 
hängen der Berge wohl auch Gemsen entdecken, den meisten Tou- 
risten entgehen sie, weil sie sich kaum merklich vom Gefelse ab- 
heben und nur wıe braune Schatten erscheinen, die sich über die 
Lehne bewegen. Ein schneidender Warnungspfiff, und fort sind die 
Tiere, wie zerstoben im Wind. 
Eine besonders interessante Stelle am Weg ist das Schweizer- 
tor, eine Zahnlücke gleichsam in den jäh ragenden Bergen. 
Auf den ersten Blick fragt man sich, ob es mit seinen senk- 
rechten Felswänden nicht künstlich aus dem Gebirge gebrochen 
sei, doch ist es eine elementare Bildung der Naturgewalten. Seine 
Szenerie wirkt überaus grossartig. Durch das Tor erblicken 
wir einen sonnenüberleuchteten Ausschnitt der Bündner Berg- 
welt und des Schraubachtales, das den vom Schweizertor her- 
niedersteigenden Wanderer in vier Stunden nach dem Prättigau 
führt. Auch der Ausguck ins Vorarlberg ist hübsch, durch das 
etwas düstere Rellstal versinkt das Auge in die lichter getönten 
Gründe. des Illtales und schweift hinüber zu den Felsen der 
Roten Wand. 
Auf dem Öfenpass aber stehen wir im Banne der zu unserer 
Rechten ragenden Drusenfluh und erblicken im Hintergrund der 
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