Der innere Walgau und seine Täler, :
Die Geschichte hat mit furchtbarem Ernst in diese liebliche
Landschaft geblickt. Die Erinnerung daran hält Frastanz fest,
durch das der Saminabach aus seinem wald- und wildreichen "Tal
in die Til hervorstürzt. Auf der Ebene des Dorfes und an den
Hängen, die sich gegen die weithin schimmernde Wallfahrtskirche
Maria Ebene emporziehen, wurde von den Schweizern und Öster-
reichern am 20. April 1499 die blutigste. Schlacht des Schwaben-
krieges geschlagen. Kin Mann aus Schaan führte die Schweizer
verräterisch über das Gebirge her in den Rücken des „stählernen
Haufens“. Dreitausend Kaiserliche, darunter achthundert Walgauer,
fielen, manche ertranken in der von Leichen gestauten, blutgefärbten
Ill. Die St. Wendelinskapelle bewahrt noch das Andenken der
Schlacht, sonst aber haben Sommer und Winter, die Sonne der
Jahrhunderte die Spuren des Leichenfeldes getilgt, und im hübschen
Frastanz blüht eine grosse Industrie, wie denn der Lauf der Il
durch ein Band hoher Fabrikgebäude, meist Baumwollspinnereien,
gekennzeichnet ist.
Surren im Tal die Spindeln, sausen die Webstühle, dampfen
die Kessel und schrillt die Lokomotive, so herrscht dafür Gottes-
friede auf den Bergterrassen. Der Pfiff eines Vogels, das Läuten
eines Glöckchens, sonst Ruhe! Auch die vom Alemannenschlag‘ des
Rheintales wesentlich verschiedene Bevölkerung, deren Knaben und
Mädchen, deren Männer und Frauen durch ihr dunkleres Inkarnat
und ihren ganzen Typ die romanische Abstammung verraten, ist
zu stillem Ernst geneigt. Am Rand der Sonnenhalde liegen von
Feldkirch nach Bludenz die Dörfer Satteins, Schlins, Thüringen
und Ludesch, deren Bewohner Wein und Spalierobst ziehen. Von
Satteins führt die in den letzten Jahren kunstvoll angelegte Jagd-
bergstrasse zu den Terrassendörfern Röns, Düns und Schnifis empor,
die wie diejenigen im Tal ein gedeihliches, wohlhabendes Bauern-
tum besitzen, und. weiter nach dem Thüringerberg. Da mündet sie
in die Strasse des Grossen Walsertales. Aus diesem eilt durch den
einspringenden üppigen Talwinkel, um den malerisch die Dörfer
Bludesch, Thüringen, Ludesch liegen, der Lutzbach, und strömt bei
der Station Strassenhaus in die Ill. Die Gegend ist ausgezeichnet
durch ihren lieblichen landschaftlichen Reiz.
Schauen wir aber südwärts hin, so ruht, der Thüringer Au
gegenüber, von der Ruine Ramschwag überkrönt, das Dorf Nen-
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