Lö Liechtenstein, vom Schellenberg zur Luzienstelg,
Krieges gesehen, als der Hexenglaube seine Opfer forderte, die
Kerker und Verschläge der Burg jahrelang. mit Männern, Frauen
und Kindern gefüllt wurden, die Folterwerkzeuge und das Wehe-
geschrei nie zur Ruhe kamen‘ Der damals durch ganz Deutschland
verbreitete Hexenglaube forderte von 1648 bis 1660 in Liechtenstein
allein hundertzwanzig Opfer, Doch zu freundlichern Bildern!
Im Jahr 1718 huldigte im Schlosshof das Volk von Liechten-
stein mit wehenden Bannern und unter dem Donner der Kanonen
dem jetzigen Fürstenhaus, nachdem es von den Grafen von Hohen-
ems durch Misswirtschaft und die Ungunst der Zeit an den Rand
des Verderbens gebracht worden war. Seither gab der Besuch
des Fürsten von Liechtenstein jedesmal Anlass zu einem freudigen
Volksfest auf dem Schlosse,
Jetzt ist die Stille um das: Schloss, die nur etwa: von Ausflüg-
lergesellschaften unterbrochen wird, so gT0SS, dass man von der
Schweiz her dıe Eisenbahnen pfeifen hört. An der Brustwehr des
Schlossweges lehnend hat man das Dorf Vaduz mit seinen wie
Ameisen herumkrabbelnden Bewohnern in Vogelperspektive unter
sich. Durch die grüne Fläche der Rheinebene zieht sich von Vaduz
das weisse Strässchen nach der langen Rheinbrücke von Sevelen.
Jenseits der silbergrauen Schlange des Rheins schimmern am üppigen
Fuss und an den Abhängen der Schweizeralpen die Dörfer. Die
Berge von Chur bis zum Bodensee stehen hell, am hellsten uns grad
gegenüber die schroffen Kalkhäupter von Appenzell, die Felsenkan-
zeln Altmann, Säntis und Hohenkasten:—Mit Ausnahme der Alpen-
täler, die hinter den Bergen versteckt liegen, überblicken wir fast
das gesamte Liechtensteiner Ländchen vom Rhein empor zu den
Felsenspitzen des Dreischwesternzuges, Soweit die Berge grün sind,
glänzen an sonnigen Wiesenhängen zwischen den Baumschlägen des
Waldes Häuserpunkte auf. Das muss ein herzerfreuliches Wandern
empor in die bewegte Berglandschaft sein.
Wir fliegen aber zunächst in jenes Stück der Rheinebene
aus, das zwischen Vaduz und der bündnerischen Landesgrenze am
Talriegel der Luziensteig gelegen ist. Eine Halbtagpartie! Sie führt
uns der Berglehne entlang nach Triesen, einem über tausend Seelen
starken Dorf, an dessen warmer Sonne es nach aufgefundenen
Büdern und Backöfen schon den Römern gefallen hat. In der
Gegenwart hat sich die Industrie mit "Triesen befreundet, eine