Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Einführung, Ausbau und Änderung direktdemokratischer Instrumente 
Sympathie für das Projekt hegten, da es dringend benötigte Einnahmen 
generieren könne.!® In unserem Kontext ist die folgende Passage aus 
dem Zuhôrerbericht relevant, in welcher der Abgeordnete Gustav 
Schädler!” zitiert wird: «Der Landtag könne die Angelegenheit jedoch 
nicht erledigen, denn man werfe diesem vor, er habe das Vertrauen des 
Volkes nicht mehr; man habe verlangt, das Volk müsse in wichtigen Fäl- 
len selber entscheiden dürfen. Schädler stellte daher den Antrag, die 
Öffentlichkeit richtig aufzuklären und dann die gesetzliche Grundlage 
für eine Volksabstimmung zu schaffen. Dieser Vorschlag wurde zu- 
nächst von Herrn Dr. Beck wärmstens unterstützt. [...] Abgeordneter 
Risch unterstützte die Volksabstimmung ebenfalls; das Land habe Schul- 
den; die Gesellschaft würde Verdienst ins Land bringen [...]. Abgeord- 
neter Schädler beleuchtete speziell noch den Umstand, dass man in letz- 
ter Zeit beständig dem Referendum [sic!], dem Volksentscheid gerufen 
habe; es sei denn doch bunt, dass man nur dann die Volksabstimmung 
praktizieren wolle, wenn es gerade passe, sonst aber sage: Volk, Du ver- 
stehst nichts, sei ruhig!»138 
In diese Zeit fiel auch eine wohl von der Volkspartei orchestrierte 
Unterschriftensammlung «An den hohen liechtenstein. Landtag und die 
hohe Regierung, Vaduz!». Darin forderten die «unterzeichneten stimm- 
fahigen Bürger», «es wolle über die Frage Soll einer Hotel- und Kasino- 
Gesellschaft die Konzession zum Betriebe erteilt werden» sofort eine 
  
136 Ausführlich bei Quaderer-Vogt 2014, Bd. 2, S. 166-168. Im Liechtensteiner Volks- 
blatt vom 15. Oktober 1919, S. 1, wurde das Konzessionsobjekt wiederholt als 
«Spielhölle» bezeichnet. 
137 Gustav Schädler wurde zum fürstlichen Abgeordneten ernannt, nachdem Dr. Albert 
Schädler im April 1919 sein Mandat niedergelegt hatte (Vogt 1987, S. 203). In der 
Kurzbiografie (ebd., S. 177) wird Gustav Schädler als Abgeordneter der Volkspartei 
bezeichnet. 1922 wurde er VP-Regierungsrat in einer Übergangsregierung und 
amtete dann von 1922 bis 1928 als Regierungschef. Zur Person von Gustav Schädler 
siehe auch Rupert Quaderer, «Schädler, Gustav», in: HLFL, S. 828f., zu Albert 
Schädler siehe Rudolf Rheinberger, «Schädler, Albert», in: HLFL, S. 826f. 
138 Oberrheinische Nachrichten vom 15. Oktober 1919, S. 1. Dr. Wilhelm Beck war 
Landtagsabgeordneter von 1914 bis 1928 und 1932 bis 1935. Er war Rechtsanwalt, 
Herausgeber und langjähriger Redaktor der Oberrheinischen Nachrichten und 
Gründungsmitglied der Christlich-sozialen Volkspartei (Vogt 1987, S. 149). Zur 
Person von Wilhelm Beck siehe Brunhart und Quaderer 1996; Gerda Leipold- 
Schneider, «Beck, Wilhelm», in: HLFL, S. 82. Emil Risch war Abgeordneter der 
Volkspartei von 1918 bis 1922. Zur Person von Emil Risch siehe Vogt 1987, S. 174; 
Donat Büchel, «Risch, Emil», in: HLFL, S. 771. 
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