Einführung, Ausbau und Änderung direktdemokratischer Instrumente
ser zu bestellen.5 Bei diesen Forderungen gab es keinen Hinweis auf
die Einführung von direktdemokratischen Volksrechten. Auch bei den
Wünschen, welche die Volkspartei am 20. Juni 1919 in einer Deputation
zur Verfassungsrevision Fürst Johann II. überbrachte, findet sich keine
Forderung zur Einführung direktdemokratischer Volksrechte.!126
2.1.1 Volksabstimmungen als Thema und Tatsache
nach dem Ersten Weltkrieg
In der óffentlichen Debatte waren direktdemokratische Rechte jedoch
präsent. Bereits 1918, kurz nach der Gründung der ersten beiden Par-
teien und nach einer am 7. November heftig geführten Landtagsdebatte
über den Sturz von Landesverweser Imhof, dachte Volksblatt-Redaktor
Eugen Nipp!?, als solcher Parteigánger der Fortschrittlichen Bürgerpar-
tei, über das moderne Staatswesen nach und stellte in den Raum, dass
eine solche Absetzung auch durch «direkte Volksabstimmung» gesche-
hen kónne.73 Die Forderung nach Einführung von direktdemokrati-
schen Instrumenten wurde in späteren Auseinandersetzungen über eine
neue Verfassung hingegen insbesondere vom politischen Gegner, der
Christlich-sozialen Volkspartei, deren Gründer und Antreiber Wilhelm
Beck? war, erhoben!??. Aber auch das Liechtensteiner Volksblatt und
damit wohl auch die Fortschrittliche Bürgerpartei sahen direkte Volks-
125 Das maschinenschrifdliche Schreiben des Landtagsprásidiums, gezeichnet durch
Landtagsprásident Dr. Albert Schádler, an Prinz Karl von Liechtenstein in Vaduz ist
abgedruckt in Ospelt und Vogt 2015, S. 344f., Dok. 94.
126 Wünsche zur Verfassungsrevision, von einer Deputation der Volkspartei am 20. Juni
1919 Fürst Johann II. unterbreitet. Abgedruckt in Ospelt und Vogt 2015, S. 4031,
Dok. 115.
127 Zur Person von Eugen Nipp siehe Donat Büchel, «Nipp, Eugen», in: HLFL, S. 652.
Zur Mediengeschichte Marxer 2004a.
128 Eugen Nipp im Liechtensteiner Volksblatt vom 15. November 1918, nach Quade-
rer- Vogt 2014, Bd. 2, S. 93. Zu den turbulenten Ereignissen rund um die Absetzung
Imhofs und die parteipolitischen Querelen ebd., S. 71-132.
129 Zur Person von Wilhelm Beck siehe Brunhart und Quaderer 1996; Gerda Leipold
Schneider, «Beck, Wilhelm», in: HLFL, S. 82.
130 Quaderer-Vogt 2014, Bd. 2, S. 223.
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