Volksabstimmungen und öffentliche Kommunikation
als Begleit- und weitgehend als Unterhaltungsmedium fungiert. Ein
vollwertiger liechtensteinischer Fernsehsender hat sich bisher nicht etab-
liert. Mit dem Privatsender «1FLTV», der 2008 den Betrieb aufnahm,
existiert aber seit einigen Jahren immerhin ein Sender, der mit reduzier-
tem Programm über das Geschehen in Liechtenstein berichtet.6° Die
Hauptlast der medial vermittelten Informations- und Meinungsbil-
dungsfunktion wird jedoch zweifellos weiterhin von den beiden liech-
tensteinischen Tageszeitungen getragen.s!!
6.7.2 Medienbeiträge zu Volksabstimmungen
Die Medieninhaltsanalyse ergibt, dass im Verlauf der Zeit der Umfang
der Berichterstattung im Vorfeld von Abstimmungen zugenommen hat.
Die Analyse erfolgte für die gesamte Periode von 1919 bis 2014.9 Die
beiden Abstimmungen von 2015 und 2016 erfolgten erst nach der Ko-
dierung der Medienbeträge. Aus forschungsókonomischen Gründen be-
schránkt sich die Analyse auf die Medienbeitráge im Liechtensteiner Va-
terland bzw. in den Vorgángerzeitungen, die drei Monate vor der Volks-
abstimmung bis zum Termin der Volksabstimmung erschienen. Dabei
wurden die verschiedenen Publikationstypen separat erfasst (redak-
uonelle Beitráge, Kommentare, Verlautbarungen, Forumsbeitráge, Le-
serbriefe, Inserate und andere)? Eine spezifische Auswertung aus
kommunikationswissenschaftlicher Perspektive muss ausserhalb dieser
Studie erfolgen. Insgesamt wurden 4348 Medienbeitráge erhoben. Ab-
610 Zur Mediengeschichte in Liechtenstein siehe insbesondere Marxer 2004a.
611 Siehe Büsser (2016) über die Vermittlungsfunktion der beiden liechtensteinischen
Tageszeitungen und deren Parteienbias. In der reprásentativen CATI-Umfrage zu
den Volksabstimmungen zur Pensionskassensanierung vom 15. Juni 2014 wurde
unter anderem die Wichtigkeit der Informationskanile fiir die Meinungsbildung
abgefragt. Demnach werden die Zeitungsbeitrige von rund 75 Prozent der Befrag-
ten als eher wichtig eingestuft, Radio und 1FLTV hingegen nur von rund 30 Prozent
der Befragten. Marxer 2014a, S. 44.
612 Die Auszáhlung der Pressebeitráge zu Volksabstimmungen erfolgte im Rahmen von
Praktika am Liechtenstein-Institut. An dieser Stelle geht der Dank an Gerald Tisch-
ner, Simone Erne, Isabelle Sartor und Flurina Kranz.
613 Süchproben zeigen, dass sich die Berichterstattung der beiden Zeitungen in Umfang
und Tonalitit weitgehend decken, nicht jedoch in der Stossrichtung der redaktionel-
len Beitráge, die jeweils mit der eigenen Parteilinie übereinstimmt.
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