Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Faktoren von Erfolg und Misserfolg 
empirische Befunde darauf hin, dass Geld zwar das Abstimmungsergeb- 
nis beeinflussen kann, aber dass zwischen der Höhe der Abstimmungs- 
budgets der Befürworter und der Gegner von Vorlagen und dem Abstim- 
mungserfolg keine lineare Kausalbeziehung besteht. Zu diesem Schluss 
gelangte Möckli aufgrund von Vergleichsdaten aus der Schweiz und den 
Vereinigten Staaten von Amerika bereits 1989.5?! Auch in der neueren 
Forschung wird dieser Befund bestätigt.” Es ist auch zu berücksichtigen, 
dass der finanzielle Mitteleinsatz zwar eine intensivere Werbekampagne 
erlaubt, dass aber aufseiten der Rezipienten je nach Prädispositionen, ge- 
festigter eigener Meinung, Kontakthäufigkeit und weiteren Elementen in 
der Komplexität der Meinungsbildung und Entscheidfindung nicht ohne 
Weiteres die von der Kampagne intendierte Wirkung erzielt wird, im 
ungünstigsten Fall sogar eine negative Reaktion auslôst.5 
Kriesi analysierte Schweizer Volksabstimmungen — getrennt nach 
Initiativen und Referenden — hinsichtlich der Intensität und Richtung 
von Abstimmungskampagnen, um daraus die Rolle der politischen Eli- 
ten im Abstimmungsprozess bestimmen zu kônnen.5* Der Datenbefund 
irritiert zunächst, da die Unterstützung für die Regierungsposition 
tiativen zum Marketinginstrument verkommen, insbesondere auch für Parteien, 
wobei er zusátzlich die anonyme Parteienfinanzierung kritisiert und sie als «Kor- 
ruption nach Schweizer Art» bezeichnet. Weitere Verweise auf Kritiker am Káuf- 
lichkeitsaspekt der direkten Demokratie bei Kriesi 2007, S. 86. Der Befund ist nicht 
eindeutig. Linder et al. 2008 (S. 212) geben teilweise Entwarnung, ebenso Hermann 
2012 und 2014, S. 130-132. Auch Kriesi (2009) und weitere Untersuchungen, über 
die Milic et al. (2014, S. 307—331) berichten, weisen auf einen nur moderaten Effekt 
von Kampagnenfinanzierungen hin. Bei knappen Mehrheitsverháltnissen kann es 
indes entscheidend sein, aber es gibt keine Garantie, dass ein hoher Aufwand für 
eine Kampagne eine entsprechende Reaktion an der Urne auslóst. Siehe auch die 
Beitráge im Sammelband von Gilland Lutz und Hug (2010), die Schweiz betreffend 
den Beitrag von Serdült (2010). Pulitzer-Preistráger Broder (2000) attestiert dem 
Geld hingegen einen zunehmenden Einfluss und kritisiert, dass rund um das Initia- 
tiv- und Referendumsrecht eine kommerzielle Kampagnenmaschinerie entstanden 
ist, welches Akteure mit hohem Mitteleinsatz begünstigt. 
591  Móckli 1989. 
592  Kriesi 2007, S. 86, mit Verweis auf Gerber 1999. 
593 Zum Prozess der Meinungsbildung und Entscheidfindung siehe insbesondere Zaller 
1993. Ein Anschauungsbeispiel liefert auch die Verfassungsauseinandersetzung 2003 
in Liechtenstein, bei welcher Prádispositionen und relativ sachfremde Framing- 
aspekte dominierten (ausführlich bei Marcinkowski und Marxer 2010, 2011). 
594  Kriesi 2007. Die Kampagnenintensitát wird dabei am absimmungsbezogenen Insera- 
teaufkommen in ausgewählten Zeitungen der Deutsch- und Westschweiz gemessen. 
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