Praxis der direkten Demokratie
Tabelle 46: Ablehnung von Vorlagen zwischen 1919 und 2015 trotz Annahmeempfehlung
beider Grossparteien (chronologische Anordnung)
Jahr Vorlage Pro-Lager (96) Ja-Anteil %
1931 Landtagsbegehren Arbeitslosenversicherung FBP, VU (10096) 36.2
1945 Landtagsbegehren Mandatszahlerhóhung FBP, VU (10096) 20.8
1962 Landtagsbegehren Zivilschutzgesetz FBP, VU (100%) 25.7
1968 Konsultativabstimmung Frauenstimmrecht
(Abstimmungsresultat der befragten Mánner) ^ FBP, VU (91.26 ?6) 39.8
1971 Landtagsbegehren Frauenstimmrecht FBP, VU (98.4 ?6) 48.9
1972 Landtagsbegehren Mandatszahlerhóhung FBP, VU (98.4 %) 48.7
1973 Landtagsbegehren Frauenstimmrecht FBP, VU (98.4 ?6) 44.1
1992 Landtagsbegehren Wahlalter 18 Jahre FBP, VU (89.28 96) 43.7
2000 Referendum Preiswerter Wohnungsbau FBP, VU, FL (10096) 33.9
Anmerkung: 1968 und 1971/1972 auch Stimmenanteil der CSP berüchsichtigt, 1992 Stimmenanteil der FL.
Tabelle 47: Annahme von Vorlagen trotz mehrheitlicher Ablehnungsempfehlung
(chronologische Anordnung)
Jahr Vorlage Pro vs. Contra (96) Ja-Anteil %
1961 Landesvermessung Keine Partei vs. FBP (—54.5 96) 60.9
1987 Initiative «doppeltes Ja» bei Volksabstimmungen FL, FBP vs. VU (-0.38 96) 62.9
1989 Initiative Untersuchungskommissionen FBP vs. VU (-5.02 96) 58.8
1992 Initiative Staatsvertragsreferendum FL vs. VU (-39.6%) 71.4
2003 Initiative Verfassung (Fürstenhaus) FBP vs. VU, FL (-0.2%) 64.3
2009 Lockerung Grenzwerte Mobilfunk Keine Partei vs. FL (-8.92%) 57.0
2010 Industriezubringer Schaan Keine Partei vs. FL (-8.92%) 51.9
Mehrheit in der Volksabstimmung. Je stärker die Annahmeempfehlung
der Parteien ist, desto wahrscheinlicher ergibt sich eine Mehrheit bei der
Volksabstimmung. Aber selbst wenn beide Grossparteien eine Vorlage
aktiv zur Annahme empfohlen hatten, wurden nur etwa zwei Drittel der
Vorlagen auch tatsächlich angenommen. Die Parteien haben also zwar
einen Einfluss auf den Ausgang der Volksabstimmung, er ist allerdings
beschränkt.
Die extremsten Beispiele von Ablehnung von Vorlagen trotz An-
nahmeempfehlungen durch die beiden Grossparteien betrafen jeweils
Landtagsbegehren. Zweimal wurde eine Mandatszahlerhöhung auf
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