6.5
Faktoren von Erfolg
und Misserfolg
Es wurde bereits dargestellt, welcher Vorlagentypus welche Erfolge bei
Abstimmungen in der Vergangenheit aufwies (Kapitel 6.2.3). Es wurde
auch diskutiert, welche Sachverhalte eher Zustimmung finden und wel-
che eher abgelehnt werden. Abgesehen von den Sachthemen und vom
Abstimmungstypus könnte der Erfolg bei Abstimmungen auch davon
abhängen, welche Empfehlungen von den politischen Eliten ausgehen
und in welcher Parteienkonstellation Abstimmungen stattfinden (eine
Analyse unter besonderen Vorzeichen wird in Kapitel 6.5.1.1 vorgestellt).
Diesbezügliche Analysen in der Schweiz zeigen einen starken Zusam-
menhang zwischen der Haltung der Eliten, der Intensität der Ab-
stimmungskampagne sowie dem Erfolg von Vorlagen.5% Die Haltung der
Eliten wird dabei operationalisiert mit der Zustimmung oder Ablehnung
von Vorlagen durch die Parteien, was zu unterschiedlichen Parteienko-
alitionen bei Abstimmungen führt. Je grösser die Elitenkoalition, desto
wahrscheinlicher wird ein Abstimmungsausgang im Sinne dieser Elite.
Da, wie gesehen, die Intensität der Abstimmungskommunikation einen
Zusammenhang mit der Höhe der Stimmbeteiligung aufweist, insofern
also eine Wirkung der Abstimmungskommunikation auf den individuel-
len Entscheid — mindestens auf den Teilnahmeentscheid - angenommen
werden kann, kónnte auch entscheidend sein, welche finanziellen Mittel
dem Pro- und dem Contra-Lager in Abstimmungen zur Verfügung ste-
hen. Diesen Bestimmungsfaktoren von Erfolg und Misserfolg bei Ab-
stimmungen wollen wir in den folgenden Abschnitten nachgehen.
586 Insbesondere Kriesi 2007. Ladner und Brándle (1999) zeigen zudem auf, dass die di-
rekte Demokratie den Stellenwert von Parteien nicht schwácht. In einem interkan-
tonalen Vergleich stellen sie fest, dass hiufige Nutzung direktdemokratischer In-
strumente einhergeht mit professionellen und formalisierten Parteistrukturen.
451