Abstimmungsoerbalten und Abstimmungsresultate: ein Gemeindevergleich
In den Regressionsrechnungen bestátigt sich dieser visuelle Eindruck:
Ein Zusammenhang zwischen Wahlkreis und Stimmverhalten in den
Gemeinden ist nach wie vor vorhanden, aber in etwas abgeschwichter
Form.585
In den Abstimmungen von 1919 bis 1945 verlief unterschiedliches
Stimmverhalten in den Gemeinden, so es vorhanden war, weitgehend
entlang des Grabens zwischen Oberland und Unterland. Die Punkte von
links nach rechts in aufsteigender Reihenfolge markieren diese Linie,
Abweichungen nach unten rechts deuten auf andere Erklärungsfaktoren
hin. Trotz der Bedeutung der Wahlkreisdimension gab es also auch ver-
einzelt Abstimmungen, bei denen die Differenz zwischen Oberland und
Unterland gering war, aber zwischen den Gemeinden dennoch beträcht-
liche Differenzen bestanden.
Die extremste Abweichung von der linearen Geraden weist die
Volksabstimmung über die Initiative zur Bautätigkeit im Jahr 1927 auf,
bei welcher unter den Gemeinden im gewichteten Mittelwert mit einer
Differenz von 18,65 Prozent abgestimmt wurde, zwischen Oberland
und Unterland aber nur eine Differenz von 1,75 Prozent bestand. Hier
trugen also nicht die Wahlkreise massgeblich zu den Differenzen zwi-
schen den Gemeinden bei, sondern unterschiedliches Stimmverhalten in
den Gemeinden innerhalb der beiden Wahlkreise: Triesenberg, Triesen
und Balzers stimmten der Initiative klar zu, in Vaduz und Schaan wurde
sie hoch verworfen; im Unterland stimmten Mauren und Gamprin der
Initiative zu, während sie in den anderen Gemeinden meist deutlich ab-
gelehnt wurde.
Bei den Abstimmungen zwischen 1945 und 1984 nahm die Zahl an
Abstimmungen zu, die kaum Differenzen zwischen Ober- und Unter-
land zeigten, aber dennoch Abweichungen in der Grössenordnung von
sechs bis knapp zehn Prozent zwischen den Gemeinden brachten. Exem-
plarisch hierfür steht die Initiative zum Finanzausgleich von 1970, die
zwischen den Gemeinden zu Abweichungen von 8,68 Prozentpunkten
führte, aber zwischen Oberland und Unterland nur um 1,27 Prozent-
punkte differierte. Die Trennlinie ging bei dieser Abstimmung entlang
585 Die Werte der Regressionsanalyse sehen wie folgt aus: 1919 bis 1944: Beta .839,
sig. .000, korrigiertes R-Quadrat .688; 1945 bis 1984: Beta .537, sig. .001, korrigiertes
R-Quadrat .266; 1985 bis 2014: Beta .556, sig. .000. korrigiertes R-Quadrat .295.
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