Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Praxis der direkten Demokratie 
unterschiedliche Belastungen verursacht, wenn das Wahlrecht zugunsten 
oder zuungunsten eines Wahlkreises verändert werden soll oder wenn 
beispielsweise eine Baumassnahme den einen oder anderen Wahlkreis 
stärker bevor- oder benachteiligt. 
Berg- und Talgemeinden: Die Gemeinden lassen sich in Bergge- 
meinden und Talgemeinden unterscheiden, bei welchen je nach Sachver- 
halt ein abweichendes Stimmverhalten im Vergleich zu den Talgemein- 
den erwartet werden kann. Zu den Berggemeinden werden hier Triesen- 
berg und Planken gerechnet, während Schellenberg als Talgemeinde 
betrachtet wird. 
Einwohnergrösse: Es ist denkbar, dass in kleineren, noch eher über- 
schaubaren Gemeinden anders abgestimmt wird als in grösseren Ge- 
meinden. Mit dem Begriff des Stadt-Land-Unterschieds kann in Liech- 
tenstein allerdings nicht operiert werden, da die einwohnerstärksten Ge- 
meinden nur etwas mehr als 5000 Einwohner haben. Zu den kleineren 
Gemeinden werden Ruggell, Gamprin, Schellenberg und Planken gezählt. 
Ausländeranteil: Ein hoher Ausländeranteil kann als Faktor einer 
stärkeren sozialen Durchmischung potenziell zu einer offeneren Gesell- 
schaft führen, was sich theoretisch in Abstimmungen zu Bürgerrechts- 
fragen in abweichendem Stimmverhalten im Vergleich zu Gemeinden 
mit einem tiefen Ausländeranteil ausdrücken kann. Das Gegenteil, näm- 
lich mehr Vorbehalte gegenüber Ausländern, ist allerdings theoretisch 
ebenso denkbar. In den Vergleichsperioden hat der Ausländeranteil in 
fast allen Gemeinden markant und kontinuierlich zugenommen. Bei den 
fünf Gemeinden mit dem höchsten Ausländeranteil variierte dieser Wert 
im Vergleichsjahr 2000 zwischen 35,6 Prozent (Eschen) und 43,5 Pro- 
zent (Vaduz). Vaduz hatte an allen drei Erhebungszeitpunkten (1930, 
1970 und 2000) den höchsten Ausländeranteil. Der hohe Ausländeran- 
teil von Schellenberg im Jahr 1930 hängt mit dem dortigen Kloster 
zusammen. Für unsere Berechnungen werden die Gemeinden Vaduz, 
Schaan, Triesen, Mauren und Eschen als Gemeinden mit einem relativ 
hohen Ausländeranteil kategorisiert. Bei periodenspezifischen Auswer- 
tungen entfällt Eschen in der ersten Periode und wird durch Schellen- 
berg ersetzt. 
Parteipräferenz: Parteien geben im Vorfeld von Volksabstimmun- 
gen häufig Abstimmungsempfehlungen ab. Dies trifft in besonderem 
Masse zu, wenn sie selbst oder eine Gegenpartei eine Initiative oder ein 
Referendum ergriffen haben. Es ist daher zu erwarten, dass in Gemein- 
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