Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Praxis der direkten Demokratie 
Kontrollrechte und Abgaben / Steuern. Am tiefsten fiel die Zustimmung 
zu Vorlagen aus den Kategorien Kultur/Bildung, Baurecht / Hochbau, 
Wahlrecht / Wahlsystem und Soziales aus. 
6.2.4 Themenhàufigkeit im zeitlichen Verlauf 
Es ist auffällig, dass es Themenbereiche gibt, welche in allen. Zeitperi- 
oden zu Volksabstimmungen geführt haben, wáhrend andere Themen- 
bereiche geháuft oder ausschliesslich in bestimmten Zeitperioden auftra- 
ten. Fragen zum Wahlrecht und zum Wahlsystem, zu Wirtschaft und 
Gewerbe, zu Abgaben und Steuern oder zu sozialen Fragen haben im- 
mer wieder zu Volksabstimmungen geführt. Fragen des Natur- und Um- 
weltschutzes, des Verkehrs und der Raumplanung, der Bildung und Kul- 
tur, soziale Fragestellungen, aber auch bürgerrechtliche Fragen haben in 
der jüngeren Abstimmungsgeschichte Aufschwung erhalten. 
Insgesamt zeigt sich eine thematische Ausweitung der Abstim- 
mungsmaterien. Zu den traditionellen Themenbereichen, welche stark 
auf Wahl- und Behórdenfragen und finanziell belastende Projekte ver- 
schiedener Art ausgerichtet waren, kamen neue Themenkomplexe 
hinzu. Auf einen Nenner gebracht fand eine Ausweitung von materiel- 
len, wirtschaftlichen und machtrelevanten Fragestellungen auf gesell- 
schaftspolitische und ökologische Sachverhalte statt. 
Bezug nehmend auf die Theorie von Raschke (1980) kann auch für 
den Fall Liechtenstein ein Bedeutungswandel der Abstimmungsthemen 
im Verlauf der Zeit festgestellt werden. Raschke diagnostizierte einen 
Paradigmenwechsel seit dem 19. Jahrhundert, wonach zunächst das 
Herrschaftsparadigma bestand, bei welchem es vor allem um die Macht- 
verteilung ging. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts rückte das Verteilungs- 
paradigma in den Vordergrund, gefolgt vom Paradigma der Lebensweise 
in der zweiten Hilfte des 20. Jahrhunderts, bei welchem es um Okolo- 
gie, Wachstumsfragen und ähnliche Aspekte ging. Diese Entwicklung 
wurde von Epple (1997, 1998) mit Blick auf die kantonalen Abstim- 
mungen in Basel-Landschaft sowie auch von Vatter (2002, S. 264ff.) in 
einem gross angelegten Vergleich kantonaler Volksabstimmungen in der 
Schweiz bekräftigt. 
Allerdings folgt die Häufung von Volksabstimmungen zu bestim- 
mten Themenkomplexen nicht dem von Raschke festgestellten Muster. 
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