Volltext: Direkte Demokratie in Liechtenstein

Praxis der direkten Demokratie 
es in den meisten Fällen um das Steuergesetz. Bei Abstimmungen der 
Kategorie Natur /Umwelt/Raumplanung/Energie war der Landtag in 
55 Prozent der Fälle der Auslóser. Dabei ging es in der Regel um Pro- 
jekte mit hohem Investitionsbedarf (Binnenkanal 1930, Lawena- und Sa- 
minawerk 1925 und 1947 und anderes) oder sonst weitreichenden Kon- 
sequenzen (Raumplanungsgesetz 2002). 
Die Volksinitiative ist das dominierende Instrument in den Katego- 
rien politische Rechte/Kontrollrechte und in sozialen Fragen. Die sie- 
ben Abstimmungen in der Kategorie politische Rechte / Kontrollrechte 
basierten allesamt auf Initiativen — so etwa die Initiativen zur Einfüh- 
rung eines Staatsvertragsreferendums 1989 und 1992 oder die Verfas- 
sungsabstimmungen von 2003 und die Vetoinitiative von 2012. Bei so- 
zialen Vorlagen war in sechs von vierzehn Fillen eine Initiative der Aus- 
lóser, darunter vor allem Initiativen in jüngerer Zeit wie diejenige zum 
Schwangerschaftsabbruch oder zur staatlichen Pensionskasse. Bei den 
vier Behórdenvorlagen ging es meistens um die Einführung neuer Sáulen 
des Sozialstaates: Arbeitslosenversicherung 1931, AHV 1952, Pensions- 
kasse 1988. Die Volksmehrheit war gegenüber einem Ausbau und der 
Erhaltung sozialstaatlicher Einrichtungen in der Regel positiv einge- 
stellt, unterstützte also den Ausbau von Sozialwerken und verhinderte 
deren Abbau. 
Das Referendum ist das dominante Instrument in den Kategorien 
Baurecht/ Hochbau, Tiefbau/ Verkehr und Kultur/Bildung. Bei Refe- 
renden zu Hochbauten ging es meist um entsprechende Finanzbe- 
schlüsse, gegen die das Referendum ergriffen wurde: geschützte Opera- 
tionsstelle 1977, Kunsthaus und Konferenzsaal 1980, Landtagsgebäude 
und Regierungsviertel 1993, Polizeigebäude 2004, Landesspital 2011. 
Ähnlich sieht es in der Kategorie Tiefbau/ Verkehr aus, wo drei der fünf 
Abstimmungen aufgrund eines Referendums zustande kamen, die sich 
1988 gegen die Sanierung des Strassentunnels Gnalp-Steg und 2010 
gegen den Industriezubringer Schaan richteten, 2000 gegen die Einfüh- 
rung einer Schwerverkehrsabgabe. Zu Kultur/Bildung gab es erst drei 
Volksabstimmungen, wobei zwei aufgrund von Referenden erfolgten: 
gegen die Finanzierung des Festivals «The Little Big One» 2002 sowie 
2009 gegen die Reform der Sekundarstufe (SPES I). 
372
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.