stein hätte gerne am grossen Deutschen Zoll-
verein teilgenommen, wie aus einer Petition der
Gemeindevorsteher aus dem Jahre 1848 ersicht-
lich ist. Allein Fürst Alois Il. lehnte das gegen
Oesterreich gerichtete Ansinnen ab und stellte
Verhandlungen mit der benachbarten Donau-
monarchie in Aussicht. Nach vier Jahren kam
der Vertrag zustande. Die Zollvereinigung mit
Oesterreich wurde anfänglich für Liechtenstein
keine Quelle besonders grossen wirtschaftli-
chen Aufstiegs. Liechtenstein war vor 1852 rei-
ner Agrarstaat — erst 1852 wurden vorwiegend
mit schweiz. Kapital drei Baumwollspinnereien
eröffnet, — und der liechtensteinische Vieh-
und Weinexport konnte gegen die ungarische
Konkurrenz nicht bestehen. Die Schweiz war
vor allem bis 1891 Exportgebiet für die liechten-
steinische Landwirtschaft. Schon um 1874 er-
wähnte ein Bericht, dass die liechtensteinischen
Konsumenten und Händler gegen den Zollver-
ein mit Oesterreich seien, weil «die Leistungen
und ökonomischen Nachteile, welche dem Lan-
de aus dem Zollvertrag erwachsen, grösser sei-
en als die finanziellen Einnahmen des Landes
aus dem Zollverein». Die Krise schwärte schon
lange: im Jahre 1862 nach zehnjährigem Be-
stehen des Vertrages gelangten die Gemeinden
an den Landtag mit der Aufforderung, den Ver-
trag zu künden. Der Landtag lehnte mit 14:1
Stimmen ab. Dem Volk behagte die beschnup-
pernde Aufmerksamkeit der Österr. Finanzer
bei Branntweinkontrolle und bei Grenzübergän-
gen nach der Schweiz nicht. Differenzen über
den Salzpreis und die erwähnte österr. Konkur-
renz auf dem Agrarmarkt steigerte die liech-
tensteinische Unzufriedenheit. Im Hintergrund
stand die lockende Möglichkeit, mit der prospe-
rierenden Schweiz in Verhandlungen zu treten.
Wir sehen, dass die Ereignisse der Zwanziger-
jahre (Zollvertrag mit der Schweiz) nicht un-
vermittelt kamen, dass es aber zur Lösung von
Oesterreich der wirtschaftlichen Katastrophe
und der militärischen Niederlage Oesterreichs
im ersten Weltkrieg bedurfte. Die reklamieren-
de Unzufriedenheit der Liechtensteiner konnte
den politischen Kurs nicht ändern. Doch ver-
mochte sie ein Stimulans zu sein im Bestreben,