Kerzenrodel
Kerzenrodel sind uraltes
Brauchtum. Der Kerzenrodel
ist zwar heute noch im Ge-
brauch; leider wird ihm aber
nicht mehr jene Bedeutung
zugemessen, die er früher
gehabt hat. Kerzenrodel
sind dünne, bis ein halb
oder dreiviertel Zentimeter
dicke Kerzchen, sehr lang,
die zu einem Bund kunstvoll
auf- oder zusammengerollt
werden. Sie werden heute noch,
jedoch nicht mehr so zahlreich wie früher, zusammen mit den Altar-
und anderen Kerzen am Lichtmesstag gesegnet. Früher liess man auch
schon geweihte Kerzenrodel jedes Jahr wieder von neuem segnen. Der
Rodel soll dann beim siebten Male eine besonders hohe Weihe erhalten
haben. Sehr oft wurden früher diese Kerzenrodel von einem Wall-
fahrtsort als Andenken mitgebracht. Diese waren dann sehr oft, wie
die in Glaskasten 1 ausgestellten Kerzenrodel, mit Wachsblumen und
Ürnamenten Kunstvoll verziert.
Es ist heute noch Brauch, dass die nahen weiblichen Verwandten
eines Verstorbenen diesen mit brennendem Kerzenrodel zur letzten
Ruhestätte geleiten. Die Kerzen wurden dann früher während des
Beerdigungsgottesdienstes weitergebrannt. Auch beim Siebenten und
Dreissigsten brannten die nahen Verwandten des Verstorbenen in
der Kirche den Kerzenrodel. Dieser Brauch wurde dann in der neuen
Kirche wegen dem Vertropfen der Bànke abgeschafft. (1940)
Mit Kerzenrodeln hat man früher die im Spital oder sonstwo aus-
warts verstorbenen Gemeinde- und Pfarreiangehórigen empfangen,
wenn sie als Leiche ins Heimatdorf zurückkehrten.
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