Volltext: 125 Jahre Pfarreigemeinschaft zu Sankt Florin Vaduz

Auf Jubiläumsjahr eingestimmt 
1998 feiert die Pfarreigemeinschaft „St. Florin‘“ in Vaduz das 125jährige Bestehen 
Unter der Leitung von Kurt Büchel hat der Kirchenchor St. Florin Vaduz gemeinsam mit dem 
Instrumental-Ensemble Raetiana das „Dettinger Te Deum“ von Georg Friedrich Händel zur 
Aufführung gebracht. Damit begann der Reigen von Veranstaltungen zum Gedenken an die 
vor 125 Jahren erfolgte Gründung der katholischen Pfarrei Vaduz. 
Georg Friedrich Händel hat seine musikalische Ausbildung an der Oper in Hamburg begon- 
nen und in Wanderjahren in Italien fortgesetzt. In Rom war er Gast vom Kardinal Ottoboni, 
dessen Hauskapellmeister Corelli war. Händel blieb über viele Jahre Komponist weltlicher 
Werke, schrieb für die Residenz in Hannover und den Hof in London. Über 40 Opern ent- 
standen. Ein Wandel erfolgte mit dem Erfolg seines „Messias“ ab 1742. Der damals 57- 
jährige wandte sich der Kirchenmusik zu. 
Auf diesem Hintergrund ist zu verstehen, weshalb das „Dettinger Te Deum“ zu der an- 
spruchsvollen Musikliteratur jener Zeit gehört. Es beinhaltet nicht nur kirchliches Musikgut, 
sondern in weitem Maß auch Elemente, die in der Oper ihre Heimat haben. So ist die Anlage 
des gesamten Werks eine Verbindung von Chor und Solistenstimmen, die ergänzt werden 
durch einen Orchester-Part, der über weite Teile für sich selbst allein erklingen könnte, 
Großes gewagt 
Für den Kirchenchor zu St. Florin war es zweifellos ein an sich gewagtes Unterfangen, sich 
an dieses Werk heranzuwagen. Damit sprengten die Sängerinnen und Sänger die Aufgabe, 
die ihnen von der Konzeption als Kirchenchor gegeben ist. Der Anlass des 125jährigen Be- 
stehens der Pfarrgemeinde war Rechtfertigung und, was weit mehr zählt, der Erfolg, die 
Aufführung selbst lässt im nachhinein von diesem Wagnis nichts mehr spüren. Da ist näm- 
lich eine Aufführung vor vollbesetzter Kirche zu erleben gewesen, die aus der Einheit, aus 
dem Gesamteindruck heraus überzeugte und mehr als nur gefiel. 
Zu danken ist einmal den Solisten. Die stimmliche Ausgewogenheit und die Harmonie in der 
Klangfarbe überzeugten. Andrea Matt, Sopran, Marlene Boss-Gut, Alt, Karl Jerolitsch, Te- 
nor, und Pascal Borer, Bass, sind in Solo-Partien kräftig und modulationsreich. Im gemein- 
samen Gesang wissen sie aufeinander einzugehen und so ein harmonisches Ganzes zu bil- 
den. 
Dem Chor selbst fällt eine zentrale Aufgabe zu. Das Gesamtwerk ist aus einzelnen Liedern 
zusammengesetzt. Jeder Abschnitt kann für sich allein stehen und jedes einzelne Lied hat 
seine eigene, unterschiedliche Aussage, und das auf dem Hintergrund von Stimmungsbil- 
dern, die fast übergangslos aneinandergereiht sind. 
Beten, bitten, danken 
Kaum in einem anderen Werk sind die Titel der einzelnen Lieder derart für die musikalischen 
Grundstimmungen der einzelnen Abschnitte zutreffend. Unter „Wir preisen dich, Gott“ er- 
klangen wuchtige Fanfaren, und der Chor übernahm ein triumphierendes Danken. „Als du 
siegreich zerbrachst“ ist eine Erzählung aus der Lebensgeschichte des Herrn, und „Nimm 
uns auf in deiner Heil’gen Zahl“ ist eine in Musik, in Noten gesetzte Bitte. Ein breites Spek- 
trum musikalischer Aussagen ist im Werk zusammengefasst, und das zu interpretieren ist 
mehr als Singen, Vortragen oder Vorspielen. Es braucht Interpretation, Modulation und vor 
allem aus dem Inneren kommendes Einfühlen in die Aussage. Dass dies bei dieser Auffüh- 
rung alles zusammen gestimmt hat, übertrug sich auf das Publikum. Es ließ sich mit hinein- 
ziehen in ein Konzert, das zum musikalischen Gottesdienst wurde. Eine Gesamtleistung, die 
uneingeschränkt als Ganzes Anerkennung verdient und die Messlatte für die Wertung der 
weiteren Jubiläumsveranstaltungen zum 125jährigen Pfarreijubiläum sehr hoch gelegt hat. 
Das Publikum dankte dies mit verdientem Applaus. (wop) 
Liechtensteiner Volksblatt. Montag, 23. März 1998, Seite 5.
	        

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