Im Spätsommer 1873 ist die neue Pfarrkirche bezugsbereit. Mit Schreiben vom 21. August
1873 nimmt der Landesverweser „im Einklange mit dem bisherigen Gebrauch in der alten
Kirche, die linke Seite der Emporkirche für die landesfürstlichen Beamten und ihre Familien
in Anspruch“. Alles wartet nun auf die Einweihung der Kirche.
Während der Vorbereitungen für die Einweihung der neuen Pfarrkirche wird über das
Schicksal der alten St. Florinskapelle entschieden. Am 10. September 1873 befasst sich der
Gemeinderat mit dem „Inventar über bewegliche und unbewegliche Gegenstände der alten
Kirche und den Verkauf derselben“. Es wird eine Kommission gewählt, die „alle entbehrli-
chen Gegenstände aufzunehmen und zu taxieren“ hat. Sie soll auch untersuchen, wie der
Kirchenabbruch am günstigsten erfolgen kann. Ein Antrag, aus dem Abbruchmaterial ein
„Spritzenhaus und Gerüstholzmagazin“ zu bauen, wird abgelehnt.
Am 27. September 1873 teilt die Regierung der Generaldirektion der Vereinigten Schweizer-
bahnen mit, dass am Samstag, 4. Oktober 1873 der Bischof von Chur mit mehreren Geistli-
chen den um 13 Uhr von Chur abgehenden Personenzug benützen werden. Am nächsten
Tag sei Kirchweihe in Vaduz. Die Regierung bittet darum, „für diese Fahrt ausnahmsweise
das Anhalten des Zuges Nr. 12 in Sevelen zu gestatten“. Zwei Tage später entspricht die
Bahndirektion diesem Gesuch.
Am 29. September 1873 erhält die Gemeinde folgende Anweisung der Regierung:
„Der Herr Ortsvorstand werden angegangen, die Verfügung zu treffen, dass am nächsten
Sonntag kein Vieh durch den Ort auf die Weide oder zu den öffentlichen Brunnen getrieben
wird, um die Ortsstrasse in Anbetracht des voraussichtlichen großen Fremdenbesuchs rein
zu erhalten. Die Reinigung der Ortsstrasse von Kuhmist ist eine Obliegenheit der Gemeinde
Vaduz als solche.“
Mit Datum vom 30. September 1873 meldet die Liechtensteinische Wochenzeitung (3. Okto-
ber 1873):
„‚Kommenden Sonntag den 5. Oktober, als dem hohen Geburtstage unseres regierenden
Landesfürsten, findet in Vaduz die feierliche Einweihung der neuen Kirche durch den hoch-
würdigen Weihbischof von Chur statt. Der Weihbischof wird schon Samstag nachmittags in
Vaduz eintreffen. Die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen sonntags um 8 Uhr und dauern
bis gegen 1 Uhr. Nachher Festmahl im Löwen. Wie verlautet, soll auch der Bruder unseres
durchlauchtigsten Fürsten zu der hohen Feier nach Vaduz kommen.“
Am 3. Oktober 1873 trifft beim Landesverweser folgendes Telegramm aus Wien ein:
„Ich beauftrage Sie, der Gemeinde Vaduz meine Freude über den gelungenen Bau der neu-
en Kirche und meine aufrichtigen Wünsche dahin auszurichten, es möge dieses Gotteshaus
als Zufluchtsstätte allen jenen zum Segen gereichen, welche in guten und bösen Tagen in
wahrer Andacht daselbst ihr Gemüt bittend und dankend zu Gott erheben. Johann.“
Das Telegramm wird umgehend der Gemeindevorstehung übermittelt. ;
Über die Einweihung der neuen Pfarrkirche findet sich in der Liechtensteinischen Wochen-
zeitung (10. Oktober 1873) folgender Bericht vom 7. Oktober 1873:
„Letzten Sonntag feierte Vaduz ein sehr schönes und sehr seltenes Fest: Die feierliche Ein-
weihung unserer neuen gotischen Pfarrkirche. Bereits 250 Jahre sind es. dass die Altäre der
alten Kirche konsekriert wurden.
Die hohe Feier hat nicht nur diesen Charakter großer Seltenheit betreffs der Zeit, sondern
wird besonders außerordentlich durch den monumentalen Bau der Kirche selbst. Es wird
wohl wenige derartige ‘Dorfkirchen’ auf dem weiten Erdenrund geben, insbesondere nicht in
Dörfern, die nicht mehr Einwohner zählen, als Vaduz. Die reine gotische Durchführung der
Kirche selbst, wie auch die reiche innere Ausstattung wird jedem in’s Auge fallen. Der feierli-
che Moment der Einweihung musste daher aus diesen Gründen doppelt mächtig einwirken
zur Hebung der freudigen Feststimmung. Der Himmel schien auch guter Laune zu sein und
bezeugte seine Freude an dem hohen Feste mit klarem Sonnenschein aus heitern blauen