Volltext: 125 Jahre Pfarreigemeinschaft zu Sankt Florin Vaduz

Weiter heißt es unter dem Titel „Kirchenfronarbeiten am Sonntag Nachmittag den 1. Mai”: 
‚Nachdem die Dringlichkeit dieser Arbeiten anerkannt worden, wurden mit Stimmenmehrheit 
beschlossen, am Sonntag Nachmittag dringende Kirchenfronarbeiten zu verrichten, und es 
habe jeder, der zu diesen Arbeiten aufgeboten werde, bei Strafe zu erscheinen.“ 
Jos. Ant. Amann, Vorsteher; J.G. Marxer, Gemeindeschreiber 
Am 18. Juni 1870 ist Richtfest. Das Kirchendach ist erstellt. Alle Bauleute erhalten einen 
reichlichen Trunk auf Schloss Vaduz. „Es war ein lustiger und gemütlicher Nachmittag und 
Abend; manches rote Fähnlein unter Hut und Mütze wurde ins Quartier getragen“, weiß Hof- 
kaplan Fetz zu berichten. 
Am 23. September 1870 wird auf 65 Metern Höhe das Kreuz auf die Turmspitze gesetzt. 
Dieses Ereignis und der Abschluss der Außenarbeiten wird am folgenden Abend auf dem 
Schloss mit einem von der Gemeinde allen Bauleuten offerierten Trunk gebührend gefeiert. 
Am 27. Februar 1873 kommen die neuen Glocken in Vaduz an. Die Liechtensteinische Wo- 
chenzeitung (7. März 1873) berichtet darüber wie folgt: 
„Unter Böllerschüssen und Festgeläute sind heute die Glocken für unsere neue Kirche, be- 
grüßt von den Tönen der Vaduzer Blechmusik, feierlich eingezogen. Sie kommen aus der 
bekannten Glockengießerei von Gebrüder Grassmair in Feldkirch und zeigen eine prächtige 
Ausstattung. Ihr Gewicht beträgt 85 Zentner; davon kommen 43 Zentner auf die größte, 25 
auf die zweite, 13 auf die dritte und 5 Zentner auf die kleinste Glocke. Die Stimmung ist aus 
Es-dur. Am untern Umfangsrande einer jeden Glocke stehen in ehernen Buchstaben folgen- 
de Worte: „Johannes Il., Fürst von und zu Liechtenstein schenkt dieses Geläute der Ge- 
meinde Vaduz im Jahre 1872.“ Anlässlich der Übergabe dieses wahrhaft fürstlichen Ge- 
schenkes hat der Gemeindevorsteher von Vaduz dem zur Zeit in London weilenden Fürsten 
die Freude und den Dank der Gemeinde Vaduz telegraphisch hinterbracht und von Seiner 
Durchlaucht auf dem gleichen Wege eine freundliche Erwiderung erhalten.“ 
Am 9. März 1873 waren die neuen Glocken erstmals zu hören. Die Liechtensteinische Wo- 
chenzeitung berichtet darüber: 
„Heute hatten die Vaduzer eine neue und erhöhte Freude. Sie durften zum ersten Male ihre 
ausgezeichnet schönen Glocken hören.Um 1 Uhr begann das herrliche Geläute mit der 
kleinsten Glocke; es folgten in kleinen Zwischenräumen die andern zwei, welchen der maje- 
stätische Bass der Großen zur allgemeinen Bewunderung sich anschloss. Wahrhaft feierlich 
und majestätisch erscholl das Geläute vom hohen Turme herab. Und der schlanke Turm gab 
seinen Unwillen von sich durch Kopfschütteln; unbeweglich, den ersten Schwingungen trot- 
zend, schien er selbst der metallenen Stimmen entzückende Harmonie mit Lust und Freude 
zu hören. 
Als am 27. Februar diese Glocken auf 2 gezierten Wägen, gezogen von 8 geschmückten 
Pferden, in Vaduz anlangten, war es leider bereits dunkel und-regnerischer Abend. Mit Böl- 
Jerschüssen und begrüßt vom Geläute der drei alten Schwestern, fuhren sie begleitet von 
der Harmonie der Vaduz-Blechmusik feierlich durch die Strasse bis an ihren Bestimmungs- 
ort. Ein feierlicher Empfang war unstatthaft und keine Begrüßungsrede konnte mehr gehal- 
ten werden. 
Die 4 Glocken bilden eine ausgezeichnete Harmonie im Akkord von h-Dur Pariser Stimmung 
oder oder b-Dur alter Stimmung. Ihr Gewicht ist zusammen 85 Zentner 19 Pfund. Es ist 
demnach das schwerste Geläute in unserem Ländchen. ; 
Eine Vergleichung dieses Geläutes mit den früheren dürfte nicht ohne Interesse sein. 
Die ersten Glocken der gräflichen und fürstlichen Kapelle in Vaduz stammen nach ihren go- 
tischen Inschriften - ohne Jahrzahl - aus dem 14. Jahrhundert von ungefähr 1380 bis 1390. 
Sie hatten ein Gewicht von 3 Zentner 95 Pfund und wurden am 10. Mai 1854 vom alten 
Turme herabgelassen und eingeschmolzen. 
Am 20. Mai 1854 erhielt Vaduz von den Herren Gebrüder Grassmair in Feldkirch drei Glok- 
ken im Gewichte von 21 Zentner 13 Pfund altes Gewicht. Ihr Akkord ist fis. 
So viel zum freundlichen Andenken. F.(etz)?“
	        

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