von Haller lautet, als «ein Asyl und eine Citadelle aller Jakobiner von
Deutschland, Frankreich und Italien». Im kleinen und beschaulichen
Städtchen Aarau?** weilten damals neben anderen Flüchtlingen zeitweilig
auch Josef Górres?? und die mit Peter Kaiser bekannten Karl Follen,?
Friedrich List?” und Wolfgang Menzel
In Aarau lehrte Kaiser, wie er im Dezember 1824 an Christian Wurm in
Tübingen berichtete,?? in einem «bürgerlichen Lehrverein, wo Jünglinge
sind, die auf die Universität vorbereitet werden sollen». Er lehre dort
«Geschichte mit grossem Beifall, wie überall, wo ich sie gelehrt».
Diesen «Bürgerlichen Lehrverein», eine Art Volkshochschule politisch-
staatsbürgerlicher Richtung, hatte im April 1819 eine aargauische Gesell-
schaft für vaterlándische Kultur ins Leben gerufen. Personen wie der
Initiant Heinrich Zschokke und der Pfarrer Alois Vock beabsichtigten,
wáührend der Wintermonate interessierten Jungmànnern einen unentgelt-
lichen Unterricht zu erteilen, der «für jeden Stand, Beruf und Erwerb
unentbehrlich oder wenigstens nützlich» sei.“ Seit 1821/22 änderte sich
der Verein; es kam zu einem eigentlichen Neubeginn mit stark ausgewei-
teter Tátigkeit^! Die praktische Zielrichtung ging verloren, das Politische
wurde unter den neuen Leitfiguren Heinrich Zschokke und Ignaz Vital
Paul Troxler deutlicher betont.“ Der Verein bildete seit damals praktisch
die Fortsetzung der Kantonsschule und nahm die Stelle eines Lyzeums
ein. Er füllte also die Lücke zwischen Gymnasium und Universität. Der
Lehrverein hatte gegenüber der Gründungsorganisation «einen höheren
wissenschaftlichen Charakter» und wurde «gleichsam eine vorbereitende
Mittelschule für die Universitát und das Leben».?? 1823 begann Peter Kai-
ser mit Vorlesungen über die Geschichte der rómischen Republik.?** Er
hielt ausserdem Vorlesungen zur Geschichte des Mittelalters, über deut-
tätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky,
Nachlass Christian Fr. Wurm 23.7, 36—37.
237. Kaiser an Wurm, Aarau (Nov) 1823;
Staats- und Universitátsbibliothek Hamburg
Carl von Ossietzky, Nachlass Christian Fr.
Wurm 23.7, 32: List sei in Aarau. Er sei zwar
«klug und listig», er könne jedoch kein rechtes
Zutrauen zu ihm gewinnen.
238. Kaiser an Wurm, Aarau, 24. März 1824;
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Carl von Ossietzky, Nachlass Christian Fr.
Wurm 23.7, 37: Kaiser lernte Menzel durch
Ernst Münch kennen. «Seit der Zeit stunden
wir in bestem Vernehmen». Menzel gehe nun
nach Stuttgart, er sei 26jährig und habe
«Talent».
239. Kaiser an Wurm, Aarau, 10. Dezember
1823; Staats- und Universitätsbibliothek Ham-
burg Carl von Ossietzky, Nachlass Christian Fr.
Wurm 23, 33.
240. Sig. EGLOFF: Domdekan Alois Vock
(1785—1857). Ein Beitrag zur aargauischen Kir-
chenpolitik während der Restaurations- und
Regenerationszeit. Aarau 1943, S. 38.
241. Vgl. den «aufrichtigen und wohlerfahr-
nen Schweizerboten» Nr. 43 vom 23. Oktober
1823. — SPIESS: Troxler, S. 309 f.
242. Zum Lehrverein vgl. Emil ZZCHOKKE:
Geschichte der Gesellschaft für vaterlàndische
Kultur im Kanton Aargau. Aarau 1861. — Vgl.
auch TROXLER: Politische Schriften, Bd. 2, S.
107 ff. — DRACK: Lehrverein. — SPIESS: Trox-
ler, S. 309 ff.
243. Staatsarchiv Aarau: Verzeichnis der
Lehrer und Schüler des Lehrvereins in Aarau
1824—1830.
244. Staatsarchiv Aarau: Kantonal-Anstal-
ten. Kantonsschule 1881—1836 (40), fasc. IX,
Lehrverein 1811—1829.
Lehrverein
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