«heilige Theologie und ihre Professoren» einen Privatdozenten von «so
freier Ansicht» dulden würde. Er wolle abwarten, als Lehrer finde er kei-
nen adäquaten Wirkungskreis, und eine Stelle an einem Privatinstitut
könne er nur akzeptieren, wenn es seinem Genius entspreche. Kaiser
zeigte sich tief überzeugt, dass er «in der Geschichte was leisten» könnte.
Er werde es beweisen.
Hier schimmern erneut die politischen Hintergründe durch, von denen
sich Kaiser bedrängt sah. Seine burschenschaftliche Vergangenheit brach
durch, sein brieflicher Ausdruck wurde schärfer und kämpferischer, und
die Schlagworte mehrten sich. Dennoch sind sie nicht mehr von der star-
ken und begeisterten Hoffnung der Studentenjahre getragen, ein resigna-
tiver Ton ist unverkennbar, doch das Urteil ist kräftiger und bestimmter.
Die Aspekte in Deutschland, so Peter Kaiser, seien «trübe». Die Mainzer
Zentraluntersuchungskommission, welche nach dem Attentat auf August
von Kotzebue eingerichtet worden war, erschien ihm als ein «politisches
Inquisitionsgericht» nach dem Motto: «Ketzer ist Ketzer, sobald die Mei-
nung und Gesinnung von dem abweicht, die von oben herab geboten»
werde. Das Ausspionieren erzeuge Unsicherheit, zumal Verfassung und
Gesetz keine Sicherheit vermitteln würden. Es stehe in keinem Verhältnis,
wenn «Ruhe und Stütze der Herrschaft mit solchen Opfern erkauft» wür-
den, und gleichzeitig «unschätzbare Güter» verloren gingen. Der Gegen-
satz erschien Kaiser als zu stark, die Tendenz als zu laut.?? Doch, sagter zu
Wurm, lassen «wir das, nur nicht in den Geruch politisch gefáhrlicher
Menschen und Sektierer» fallen. Man unterscheide nicht zwischen der
«gemássigten» Vernunft und der Leidenschaft, und jeder sei gefáhrlich
oder «schlecht», der «nicht zur siegenden Fahne» gehóre. Es sei nun ein-
mal der Schluss des Fatums: «in Deutschland soll kein Leben aufkom-
Christian Friedrich Wurm (1803—
1859), ein Tübinger Theologiestu-
dent, der Peter Kaiser 1823 in Yver-
don kennengelernt hatte. Wurm
unterrichtete später Geschichte am
Akademischen Gymnasium in
Hamburg.
Pläne