Volltext: Peter Kaiser

Mag 
Unterrichtsstunden, miteinbezogen mögliche Zwischenstunden, wäh- 
rend denen kein Unterricht gegeben wurde. Morgen- und Abendandach- 
ten sowie Turn- und Gymnastikstunden ergänzten den Unterricht. Die 
Kinder hatten Erholungs- und Freistunden und am Nachmittag bis 14 Uhr 
frei. Sie wohnten in den Klassenräumen, die Einrichtung besonderer 
Wohnstuben war jedoch vorgesehen. Die Lehrer durften die Schüler 
«mündlich oder pädagogisch» strafen. Schläge kamen «in Nothfällen» 
zwar vor, waren jedoch verpönt, zumal Pestalozzi «körperliche Züchti- 
zung (...) nach seinen Grundsätzen» nicht duldete. Wöchentlich wurde ein 
«nach pädagogischer Rücksicht» bemessenes Taschengeld verteilt. 
Neben dem Schulunterricht beteiligte sich Kaiser an anderen Unterneh- 
mungen des Instituts. Gegenüber dem Plan Pestalozzis, eine Zeitschrift in 
‘ranzösischer Sprache herauszugeben, war Kaiser skeptisch eingestellt,!?* 
er befürwortete eher die Gründung einer deutschsprachigen Zeit- 
schrift.”® Es gab allerdings französische Lockungen finanzieller Art. Aus- 
serdem sei «man in Deutschland Pestalozzis Sache müde» und verehre 
dort nur «seinen Schatten, nicht mehr sein Wirken». Deshalb tendiere 
Pestalozzi in den französischen Sprachraum. Kaiser jedoch tat «der 
Gedanke weh, dass Deutschland diesen Mann ausstossen, und in frem- 
dem Lande Schutz und Beistand suchen lassen» wolle. 
Kaiser hat auch an den Sprachforschungen Pestalozzis aktiv Anteil 
genommen, obwohl er mit dessen Ungeduld und Starrsinn, ja «fixen 
Ideen»"” seine «schwere Not» hatte.” Die Sprache galt als «Schlüssel und 
Führerin in alle Geheimnisse und Regionen der Wissenschaft».!® Pesta- 
lozzi suchte nach einer Methode, dank der jegliche Fremdsprache leicht 
erlernbar sein sollte, Sie musste im Idealfall den Gesetzen entsprechen, 
nach welchen ein Kleinkind die Muttersprache lernt.” Die Erlernung 
194. Staats- und Universitätsbibliothek 
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri- 
stian Fr. Wurm 23.7, 24. 
195. Staats- und Universitätsbibliothek 
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri- 
stian Fr. Wurm 23.7, 26. — Zum Zeitschriften- 
Projekt siehe SCHÖNEBAUM: Pestalozzi. 
Ernte und Ausklang, 5. 69 ff. 
196. Brief Kaisers an Wurm vom 16. August 
1823 (Staats- und Universitätsbibliothek Ham- 
burg Carl von Ossietzky, Nachlass Christian Fr. 
Wurm 23.7, 28), der allerdings in einer recht bit- 
teren Phase niedergeschrieben wurde, Pesta- 
lozzi sei auf die lateinische Sprache versessen, 
er komme mit seinen Sprachen nie ans Ziel. «Er 
hat die fixe Idee, dass, wenn er es nicht mache, 
es nie recht gemacht sei. Meine ganze Arbeit ist 
vergeblich gewesen. Vor einem Jahr hat man 
darnach gelehrt, jetzo denkt kein Mensch 
daran. Man möchte oft des Teufels werden. Es 
ist schwer auszukommen». — Vgl. GERMANN- 
MÜLLER: P. Kaiser, 5. 84. 
197. Staats- und _Universitätsbibliothek 
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri- 
stian Fr. Wurm 23.7, 24. 
198. Staatsarchiv Graubünden, Signatur B 
2072.6: Briefkonzept Kaisers an Johannes Nie- 
derer, Chur, 8. Dezember 1843. 
199, ROEDEL- Pestalozzi und Graubünden, 
214 ff. — Vgl. zu Pestalozzis Lehrmethoden Max 
LIEDTKE: J.H. Pestalozzi. Reinbek bei Ham- 
Durg 1968, 5. 122—136.
	        

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