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Unterrichtsstunden, miteinbezogen mögliche Zwischenstunden, wäh-
rend denen kein Unterricht gegeben wurde. Morgen- und Abendandach-
ten sowie Turn- und Gymnastikstunden ergänzten den Unterricht. Die
Kinder hatten Erholungs- und Freistunden und am Nachmittag bis 14 Uhr
frei. Sie wohnten in den Klassenräumen, die Einrichtung besonderer
Wohnstuben war jedoch vorgesehen. Die Lehrer durften die Schüler
«mündlich oder pädagogisch» strafen. Schläge kamen «in Nothfällen»
zwar vor, waren jedoch verpönt, zumal Pestalozzi «körperliche Züchti-
zung (...) nach seinen Grundsätzen» nicht duldete. Wöchentlich wurde ein
«nach pädagogischer Rücksicht» bemessenes Taschengeld verteilt.
Neben dem Schulunterricht beteiligte sich Kaiser an anderen Unterneh-
mungen des Instituts. Gegenüber dem Plan Pestalozzis, eine Zeitschrift in
‘ranzösischer Sprache herauszugeben, war Kaiser skeptisch eingestellt,!?*
er befürwortete eher die Gründung einer deutschsprachigen Zeit-
schrift.”® Es gab allerdings französische Lockungen finanzieller Art. Aus-
serdem sei «man in Deutschland Pestalozzis Sache müde» und verehre
dort nur «seinen Schatten, nicht mehr sein Wirken». Deshalb tendiere
Pestalozzi in den französischen Sprachraum. Kaiser jedoch tat «der
Gedanke weh, dass Deutschland diesen Mann ausstossen, und in frem-
dem Lande Schutz und Beistand suchen lassen» wolle.
Kaiser hat auch an den Sprachforschungen Pestalozzis aktiv Anteil
genommen, obwohl er mit dessen Ungeduld und Starrsinn, ja «fixen
Ideen»"” seine «schwere Not» hatte.” Die Sprache galt als «Schlüssel und
Führerin in alle Geheimnisse und Regionen der Wissenschaft».!® Pesta-
lozzi suchte nach einer Methode, dank der jegliche Fremdsprache leicht
erlernbar sein sollte, Sie musste im Idealfall den Gesetzen entsprechen,
nach welchen ein Kleinkind die Muttersprache lernt.” Die Erlernung
194. Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri-
stian Fr. Wurm 23.7, 24.
195. Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri-
stian Fr. Wurm 23.7, 26. — Zum Zeitschriften-
Projekt siehe SCHÖNEBAUM: Pestalozzi.
Ernte und Ausklang, 5. 69 ff.
196. Brief Kaisers an Wurm vom 16. August
1823 (Staats- und Universitätsbibliothek Ham-
burg Carl von Ossietzky, Nachlass Christian Fr.
Wurm 23.7, 28), der allerdings in einer recht bit-
teren Phase niedergeschrieben wurde, Pesta-
lozzi sei auf die lateinische Sprache versessen,
er komme mit seinen Sprachen nie ans Ziel. «Er
hat die fixe Idee, dass, wenn er es nicht mache,
es nie recht gemacht sei. Meine ganze Arbeit ist
vergeblich gewesen. Vor einem Jahr hat man
darnach gelehrt, jetzo denkt kein Mensch
daran. Man möchte oft des Teufels werden. Es
ist schwer auszukommen». — Vgl. GERMANN-
MÜLLER: P. Kaiser, 5. 84.
197. Staats- und _Universitätsbibliothek
Hamburg Carl von Ossietzky, Nachlass Chri-
stian Fr. Wurm 23.7, 24.
198. Staatsarchiv Graubünden, Signatur B
2072.6: Briefkonzept Kaisers an Johannes Nie-
derer, Chur, 8. Dezember 1843.
199, ROEDEL- Pestalozzi und Graubünden,
214 ff. — Vgl. zu Pestalozzis Lehrmethoden Max
LIEDTKE: J.H. Pestalozzi. Reinbek bei Ham-
Durg 1968, 5. 122—136.