oh. Niederer
Garantie». Nun ja, so Niederer weiter, xsnomen und omen — wo nichts ist,
hat der Kaiser (...) das Recht verloren». Natur und Wert der «schmidischen
Anstalt» sei an Kaisers «eigenem Beyspiel» ersichtlich. Dieser bedürfe zu
seinem «künftigen Besten einer Lektion», denn der Kitzel, «sich in Sachen
zu mischen, die eben so sehr über als ausser Ihrem Horizont sind», müsse
Kaiser vertrieben werden, und dazu biete der Brief «wohl noch nie, wie
jetzt» Gelegenheit.
Aus dem Schreiben ist weiter zu erfahren, dass Niederer am 31. März eine
Unterredung mit Kaiser geführt hatte, welche dieser als unpartelischer
Zuschauer und Zeuge des Streites zwischen Niederer und Schmid aus
eigenem Antrieb und mit redlicher Absicht gewünscht hatte. In Kaisers
Brief vom 3. April, so Niederer, stelle sich jedoch heraus, dass er nichts
weniger «als ein an mir zum Ritter werden wollender einfältiger Tropf
ohne Einsicht» sei, ein «Spion», dessen Einbildung ihm statt Lorbeeren
nur Schläge bringen werde. Niederer, der sich von Kaiser völlig missver-
standen und auch missbraucht fühlte, äusserte sich im Schreiben Punkt
für Punkt zu den Vorwürfen, die ihm Kaiser in seinem «niederträchtigen,
lügenhaften und verleumderischen Brief» gemacht hatte.!”’ Der Brief sei
«eine sinnlose Entstellung» seiner Absichten und Gesinnungen. Niederer
verteidigte seine Stellung, die dem Genius und den Zielsetzungen Pesta-
lozzis verpflichtet sei, und griff Josef Schmid an, der «mit allen unermüde-
ten Umtrieben der Schlauheit, Pfiffigkeit und Pfäffigkeit» wirke. Es zeige
sich, dass man zwar «jahrelang an Pestalozzis reicher geistiger Tafel sitzen,
und doch rettungslos an geistiger Auszehrung laborieren» könne. Niede-
rer wolle keinen ewigen Krieg, sondern vielmehr, dass alles an den Tag
komme. Er konzedierte Kaiser, der ja ein «Rechtsgelehrter» sei und hof-
fentlich kein «Rechtsesel», der alles forttrage, was man ihm aufbürde.!78
177. Die Punkte sind auch aufgeführt bei
ALLGÄUER: Kaiser, 5. 23 f. — Die Vorwürfe Kai-
sers bestanden darin, dass Niederer den
«höheren Zweck» zerstöre, Vermittlungsver-
suche abweise, selbst vorgetragene Vorschläge
negiere, verstockt sei, etwas im Schilde führe
und schliesslich umstrittene Finanzfragen
‚Rechnungen).
178. Das Ausmass der beleidigenden Aus-
drücke im Brief an Kaiser, die geradezu grotesk
anmuten, wirft ein Licht auf die überaus
schwierige und verzweifelte Situation Niede-
rers, der sich in jeder Hinsicht in der Defensive
befand und dessen Stellung unhaltbar wurde.
179. Zur Sache vgl. auch das Schreiben vom
3. November 1823 in PESTALOZZI: Sämtliche
Briefe, Bd. 13, Nr. 5947, S. 92 £.
180. Das geht aus dem Brief Kaisers an Chri-
stian Friedrich Wurm, Iferten, 2. Juni 1823, her-
vor, in dem Kaiser seinen Briefpartner ersucht,
keinen Ersatzlehrer für ihn zu suchen, da er in
/verdon bleibe. Der Brief liegt in der Staats-
ınd Universitätsbibliothek Hamburg Carl von
Dssietzky, Nachlass Christian Fr. Wurm 23.7,
14,
181. Geht hervor aus dem Brief Johannes
Viederers an Peter Kaiser, Iferten, 9. November
823; Zentralbibliothek Zürich: Ms. Pestalozzi
00.36. — Der Briefträgt die Adresse «Peter Kai-
er bei Frau Rode (Pfalzgasse) Nr. 273 in Aarau»
ınd des weiteren den Vermerk: «1823 6 9ber.
Niederer an Kayser, dieser Brief ist nicht abge-
zangen».
182. Kaiser erklärt diese Sache in seinem
schreiben an Christian Wurm, Aarau, 10.
Jezember 1823; Staats- und Universitätsbi-
oliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Nach-
ass Ch. Fr. Wurm.23.7, 331.