Interricht über die letzten Monate des Bruders Klaus, den Tod Rudolfs von Erlach
und Beschreibungen von Tälern und Gegenden Graubündens — also
durchaus Beispiele patriotischer und praktischer Natur. Kaiser suchte
dabei «auf Geschmack, Verständnis, Urtheil zu wirken, ferner den Geist,
die eigene Erfindungskraft zu wecken». Bei der Vorstellung von Goethes
«Iphigenie auf Tauris» bot er vor den Schülern alles auf, was ihm irgend in
seiner «Kraft stand, dieses Meisterstück in ihre Seelen zu verpflanzen, und
ihrem Geschmack die wahre Richtung zu geben». Des weiteren betrach-
tete er in der Klasse Texte «über die Sitten der alten Schweizer» aus Robert
Glutz von Blotzheims «Schweizergeschichte» und Szenen aus William
Shakespeares «Julius Cäsar». Aufsatzthemen waren Schlachtbeschreibun-
gen und Taten einzelner Männer.
Die Bibliothek der Schule allerdings war «arm an Klassikern und Hilfsmit-
teln». Kaiser gedachte Friedrich Schillers «Abfall der Niederlande» durch-
zunehmen, zumal die Zöglinge Bedarf hätten «an geistiger Anregung, und
sorgfältiger Leitung in der Bildung des Geschmacks, des Styls, der Sprache
durch Lesung und Erklärung teutscher Schriftsteller, die hierin als Meister
gelten» können. Zur Frage der Verbesserung der Bibliothek verlangte er
eine Fachversammlung, strenge Beratung und gehörige Beschlüsse durch
den Erziehungsrat.
Während der sechs Wochenstunden Latein in der zweiten Klasse liess Kai-
ser mündlich und schriftlich übersetzen, erklärte die Sprachregeln «aus
leichteren Stücken» der Klassiker und nahm den Grammatikstoff durch.
Nach schriftlichen Übersetzungen liess er vor der Rückgabe der Arbeiten
«dieselbe Aufgabe von einem der Zöglinge, der am meisten Böcke hatte»,
noch einmal an der Tafel machen, wobei er nur dann die Fehler verbes-
serte, «wenn die ganze Klasse stackte». Die Klassen oder einzelne Schüler